schaumburg
Die aufpolierte Erinnerung - Gedenken an NS-Opfer am 9. November in Bückeburg
Teilnehmer der spontanen Aktion, die am 9. November 2024 wiederholt werden soll, waren (v.l.n.r.) Raimund Dehmlow, Rudi Swoboda, Dieter Lahmann, Wolfgang Pech, Christa Rinne, Sigrid Sassenberg und Wolfgang Weynert. Wer Interesse hat, sich zu beteiligen, melde sich gern:
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Es war einmal: Das „Internationale Freundschaftsheim" (IFH) in Bückeburg
Hort von Friedensarbeit und Gewaltlosigkeit ...
Die Entstehung des Internationalen Freundschaftsheimes (IFH) ist eng mit der Person des Pfarrers Wilhelm Mensching verknüpft. Er gründete das Heim 1948 als Reaktion auf den 2. Weltkrieg und als Symbol des Neuanfanges. Bereits vor dem Krieg war Mensching im Internationalen Versöhnungsbund tätig. Mit Hilfe von Unterstützern aus dem Versöhnungsbund sowie Spenden aus der Region und der ganzen Welt konnte in der Folgezeit ein Ensemble von Wohn- und Seminarhäusern errichtet werden. Zahlreiche Tagungen, Kurse und Bildungsveranstaltungen fanden in Bückeburg auf dem Weinberg statt. Interessierte widmeten sich den Themen Friedensarbeit und Gewaltlosigkeit, regelmäßig mit internationaler Beteiligung.
Träger des Freundschaftsheims war zunächst ein Verein, dem ein Kuratorium vorstand. Ab 1965 existierte ein Förderkreis für das Freundschaftsheim, von 1966 unterstützten die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Evangelische Kirche der Union das Heim. In den 1970er Jahren erfolgte die Umwandlung der Einrichtung in eine Heimvolkshochschule, die Betreuung von Kriegsdienstverweigerern gewann an Bedeutung. Trotz teils hoher Auslastung war das Freundschaftsheim früh von Schließung oder Übernahme bedroht, 1986/87 kam es tatsächlich zu Aufgabe und Abriss der Einrichtung, zu der eine Zeit lang auch die Weinberg-Mühle gehörte (vgl. Wikipedia).
... und zeitweilig des Antiimperialismus
Werner Gebert, von 1971 bis 1972 Pastor und Heimleiter im IFH, schildert seine Erlebnisse mit den ausgeprägten antiimperialistischen Bestrebungen in dieser Zeit:
Wir pflegten bewusst ein offenes Haus. Das hatte zur Folge, dass auch Mitglieder der maoistischen „Liga gegen den Imperialismus“, der sog. Massenbewegung der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), öfters bei uns auftauchten und mit uns über Gewaltfreiheit bzw. „Sieg im Volkskrieg“ diskutieren wollten. Keiner konnte die andere Seite überzeugen, doch lernte man sich besser kennen und bis zu einem gewissen Grade respektieren.
Die Liga-Leute waren in der ganzen schaumburg-lippischen Gegend aktiv, vor allem in der Solidaritätsarbeit mit dem vietnamesischen Volk. Das wurde von großen Teilen der Bevölkerung zumindest toleriert. Das änderte sich, als die Liga in einer Flugblattaktion die Lehrlingsausbildung in einer Glasfabrik in Stadthagen kritisierte. Nachdem es morgens um sieben zu einer Rangelei - es gab keine Verletzten - mit dem Werkschutz gekommen war, bekamen die Liga-Leute nirgends mehr einen Raum für ihre Treffen. Da fragten sie mich an, ob sie ihre Marx-Lektüre (vierzehntägig) in unserer Teestube abhalten könnten.
Diese Anfrage stürzte mich in Schwierigkeiten. Ich wollte nicht einfach nein sagen, doch hätte ich eine Zusage nicht ohne Zustimmung des IFH-Vorstands geben können. Hätte ich ihn aber gefragt, wäre ein klares Nein die Folge gewesen. Eine Zusage unter Umgehung des Vorstands wäre von ihm sicher als Vertrauensbruch verstanden worden. Ich suchte Argumente für eine Zusage und glaubte sie in Entscheidungen über das damals viel diskutierte „Programm zur Bekämpfung des Rassismus“ des Weltkirchenrats gefunden zu haben. Dieser unterstützte moralisch und auch mit geringen Finanzmitteln einige Befreiungsbewegungen im Südlichen Afrika, obwohl klar war, dass diese (Gegen-)Gewalt anwendeten. Für mich war in dieser Diskussion auch eine Aussage von Papst Paul VI in der Enzyklika "Populorum progressio" maßgeblich: 'Jeder revolutionäre Aufstand - ausgenommen im Fall der eindeutigen und lange dauernden Gewaltherrschaft, die die Grundrechte der Person schwer verletzt und dem Gemeinwohl des Landes schwer schadet - zeugt neues Unrecht, bringt neue Störungen des Gleichgewichts mit sich, ruft neue Zerrüttung hervor.' Die in der Paranthese gemachte Einschränkung rechtfertigt m.E. einen revolutionären Widerstand. Der Weltkirchenrat drückte sich etwa so aus: Wir sind solidarisch mit den Unterdrückten, schreiben ihnen aber nicht vor, mit welchen Waffen sie sich wehren dürfen. Das leuchtete mir ein, doch wurde mir dabei auch klar, dass ich damit von der grundsätzlichen Gewaltfreiheit des IFH abrückte. Ich gab den Liga-Leuten auf eigene Faust eine Zusage für die Teestube. Nach wenigen Wochen erfuhr der Vorstand davon, betrachtete die Zusage als Vertrauensbruch und empfahl, dass wir uns gütlich trennen sollten.
Ja, das waren turbulente Zeiten - und so wundert es nicht, dass bei Werner Gebert, dem wir unendlich zu Dank verpflichtet waren, einiges durcheinander geht: „Marx-Lektüre (vierzehntägig)“ haben wir nicht im IFH betrieben, wohl aber dort Lê-Duẩns „Die vietnamesische Revolution“, natürlich die Ausgabe vom Verlag Rote Fahne (1970), bei den Treffen des Vietnamausschusses studiert. Die Flugblattaktion, die schließlich in eine Auseinandersetzung mit dem Werkschutz eskalierte, hatte sich vor den Toren der Glasfabrik Heye in Obernkirchen zugetragen (in Stadthagen gibt es gar keine Glasfabrik). Der „Niederlassung“ im IFH war außerdem die Ausquartierung bei Willi Jansens Tankstelle in Obernkirchen vorausgegangen. Dort hatte dieser - wenngleich DKP-Angehöriger - uns seinen Fahrschulraum zur Verfügung gestellt, den wir nutzen konnten, bis eines Tages die DKP-Kader Willi Orczykowski und Ferdl Pieck aus Hannover aufschlugen, die feststellten, dass wir auch Schriften von KPD(-AO) und -ML vorhielten und uns kurzerhand verbannten. (Meinen Einwand, man solle sich doch etwas toleranter verhalten, konterte ausgerechnet Bernd Ziesemer mit den Worten „Toleranz ist eine bürgerliche Eigenschaft!“) So kam uns der „Umzug“ ins IFH gelegen, das - bis zur bedauerlichen Trennung - nun erst einmal zur festen Anlaufstelle wurde.
Reinhard Kranz, damals fast immer dabei, beleuchtet bei von ihm mitgeteilten Erinnerungen ein Erlebnis der „anarchistischen Demilitarisierung“:
Im Sommer gab es dort öfter Lagerfeuer. Eines Abends ging das Brennholz zur Neige. Irgendjemand konnte sich erinnern, dass auf dem gegenüberliegenden Übungsplatz der Jägerkaserne ein aus Baumstämmen gebautes Klettergerüst stand. Inwieweit die dann folgende Aktion inhaltlich diskutiert und mit einem Überbau legitimiert wurde, ist mir nicht mehr erinnerlich. Auf jeden Fall war als Stimulanz Alkohol im Spiel. Mit einem R4 sind wir dann auf den Übungsplatz gefahren und haben das Gerüst zerlegt (ob und welches Werkzeug dabei verwendet wurde, ist nicht überliefert). Der Abtransport war dann aber etwas umständlich. Die Stämme waren zu lang und ragten hinten einige Meter aus dem R4 heraus. Wir mussten die Stämme festhalten und hinter dem Auto herlaufen, was nicht einfach war. Das Feuer hat dann die ganze Nacht gebrannt. Ob es in der Folge zu Ermittlungen der Polizei oder der Feldjäger gegeben hat, weiß ich nicht mehr.
Heute erinnert nur mehr eine Gedenktafel am Kreisel Weinberg an die geschichtsträchtige Einrichtung, die zur Zeit ihrer Existenz Zugereiste aus ganz Europa generierte und durchaus Kultstatus besaß. Peinlich, dass diese Rolle in Bückeburg mitunter ausgerechnet dem Hubschrauber-Museum, das 1961 mit der bei US-amerikanischen Napalm-Einsätzen in Vietnam eingesetzten Bell UH-1D aufmachte, zugewiesen wird.
Mehr zu den politische Turbulenzen in Schaumburg in dieser Zeit: www.mao-projekt.de/
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Schaumburger im Ausland: Wilfried Osswald
Wir saßen im Neuköllner „Bechereck" in der Okerstraße und ließen es uns bei reichlich Bier und diversen Schnäpsen gut gehen. Die Wirtin empfahl den Erdbeerbrand, auch den Ingwerkorn und nach einiger Zeit durften wir für die Musik selber sorgen. Wir wählten Led Zeppelin für den Rest des Abends. Das Gespräch ging hin und her, alte Zeiten in Schaumburg wurden aufgewärmt, gemeinsame Bekannte abgearbeitet sowie freud- und leidvolle Erfahrungen.
Wilfried Osswald - seit Jahrzehnten nicht mehr im Schaumburgischen zuhause -, gelernter Optiker und Musikenthusiast, machte auf mich nicht den Eindruck, als sei er von Heimweh getrieben und doch entschlossen wir uns, seine Heimatstadt Bückeburg, in der auch ich etliche Lebensjahre verbrachte, gemeinsam aufzusuchen.
Mitte Juli 2023 war es so weit. Pünktlich mit der DB am Bahnhof - zusammen mit all den bunten Gestalten, die zum zur gleichen Zeit stattfindenden Mittelalterlichen Phantasie Spectaculum anreisten - einlaufend, gings die Bahnhofstraße entlang und die Lange Straße hinauf, besichtigten wir - linker Hand - sein Elternhaus, in dem sich früher das Optikergeschäft der Eltern befand. Wie schön, dass man heutzutage durchaus zwischen den Häuserfluchten hindurch in den Hinterhof kann, wo seine Mutter eine Heissmangel betrieb. Fix noch nach gegenüber, zu Zigarren-Eix („Der muss doch über 90 sein ..."), wo Wilfried angeblich seit 1967/68 (Mit 14!?) seinen Tabak gekauft hat. Herr Eix erkannte Wilfried freilich nicht wieder („Ich sag's doch: Du musst zum Friseur!").
Dann allerdings bald die erste und einzige Enttäuschung: Bäckerei Achter hatte Betriebsferien und Bäckerei Schmidt gegen Mittag, dass es nun war, nicht einmal mehr Belag für ein paar Brötchen. Immerhin trafen wir auf Sigrid S., die ich aus Obernkirchen kenne und im Eiscafé Adria nicht selten ihren Latte Macchiato hat. Ein paar Meter weiter hinauf gelangten wir zum „Resi" - für Nicht-Bückeburger dem „Residenz Kino" -, vor und in dem wir früher so manchen Sonntag verbrachten. Herr Wolf hieß seinerzeit der beeindruckende weisshaarige ältere Herr, der in den sechziger Jahren die Eintrittskarten kontrollierte und auch sonst für Ordnung sorgte.
Dann mussten wir zum Kaufhaus Schild, vorne rein, hinten raus, wie es sich gehört. Nicht wenige von uns Schulkindern wurden hier erwischt, als sie die ersten Zigaretten klauten. Unsere nächsten Stationen waren die Herderschule am Unterwallweg, die frühere Realschule, die wir beide kurzzeitig besuchten, das (Dr. Faust) Hallenbad, in dem Kalli Ploch seinen Verkaufsstand betrieb und einzelne Zigaretten abgab und schließlich die Graf Wilhelm-Schule mit ihrem seinerzeit getrennten Schulzweig für Mädchen und Jungen.
Was stand weiter auf unserer Agenda? „Bei Gustl" in der Obertorstraße, längst Geschichte, wo im Hinterzimmer gekickert und geflippert werden konnte und das „Minchen", legendäre Kneipe am Ortsausgang Richtung Stadthagen, wohl nach dem Triebwagen benannt, der einst die Bahnstrecke zwischen beiden Orten befuhr. Nun gings querfeldein Richtung Bergdorfer Straße, wo wir Dieter L. einen Besuch abstatten wollten. Wir trafen ihn bei Gartenarbeiten, die er flugs unterbrach, um uns zu bewirten und ein bisschen zu plauschen. „Ja, was war das damals geil bei Kanbach." - „Ich vertrag' ja nur noch gutes Grass." - „Ich war ja damals bei Edgar Broughton in Hannover in der Mülltonne." usw. usf. -
Dieter ließ es sich nicht nehmen, uns mit seinem Diesel bis zum Reitweg am Schloss zu kutschieren - im Auto Nina Hagen, „Auf'm Bahnhof Zoo im Damenklo" - „Die Stimme ist Wahnsinn" -, wo wir uns auf den Weg zur Schwefelquelle (genau „Herminen-Quelle") machten, die wie eh und je stinkend vor sich hin plätscherte.
Über die Lulu-von-Strauß-und-Torney-Straße gings zurück. Wir waren einigermaßen hungrig und gönnten uns in „Zur Falle" erst einmal Currywurst und Bier. Auf dem Rückweg zum Bahnhof nahmen wir noch im „Scarabeo" einen Drink, ich hatte zur Happy Hour „El Presidente", einen recht wohlschmeckenden Fresh mit Zitrone, Lime, Apricot, Rum, Grenadine, Ananas und Maracuja, den ich durchaus empfehlen kann. Da Wilfried die „Schraub Bar" hinter dem Bahnhof nicht kannte, mussten wir noch dorthin, eh' wir unseren erneut pünktlich eintreffenden Rückzug bestiegen.
Was haben wir mitgenommen aus der Residenzstadt, die so beschaulich herüberkommt? Allemal die Gewissheit, dass es sich dort gut leben, ja gar flanieren lässt, in einer weitgehend vom Autoverkehr befreiten Innenstadt. Manch einer/einem in der Provinz ansässigen Zeitgenossin/en würde man - und da war ich mit Wilfried ganz einig - freilich einen Pflichtmonat Neukölln wünschen, um sie/ihn von latenter Fremdenangst zu kurieren.
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Schaumburger im Ausland: Dieter Nerge
Swieqi kennen sicher nur Eingeweihte. Dabei ist die Stadt im Nordosten Maltas mit aktuell 14.452 Einwohnern die bevorzugte Adresse für die High Society der Insel. Wen wundert's, dass es auch Dieter Nerge (Jahrgang 1952) dorthin verschlagen hat. Kirchhorsten in Schaumburg, heute zu Helpsen gehörig, wo er geboren wurde, kann da nicht mithalten - obwohl der Ort immerhin einen Eisenbahnanschluss hat - und eigentlich zieht ihn auch nichts mehr dorthin.
Wir kennen uns, weil wir zusammen zur Zweijährigen Handelsschule in Stadthagen gegangen sind. Da hatte er schon einen Versuch im Bückeburger Gymnasium Adolfinum hinter sich - ich einen an der Herderschule hinter mir. Wir hörten "Monsieur Maguets Masche" und konnten uns über dessen Englisch beömmeln, waren Hardcore-Bluesfans (besonders von Muddy Waters und seines Halbbruders Otis Spann) und Schülerzeitungs-Redakteure des "Wecker". Die "morituri te salutant" betitelte Ausgabe (Titelblatt: Dieter Nerge), in der wir Missstände an der Bildungseinrichtung anprangerten, wurde vom Vertrauenslehrer kassiert, worauf wir uns kurzerhand entschlossen, was eigenes zu machen: "Revolver", die Nullnummer war fertig, nur fanden wir niemanden, der sie drucken konnte oder wollte. Auch nach der Schulzeit blieben wir in Kontakt und trafen uns regelmäßig sonntags mit Gotthard Diederichs (✝) im Gelldorfer "Alten Zollhaus".
Dieter beschloss, in die Welt zu gehen: Einer Ausbildung beim Finanzamt in Stadthagen folgte die Bundeswehrzeit in Unna, der Immaturenprüfung an der Pädagogischen Hochschule in Hannover ein Pädagogikstudium an der TU Braunschweig, Abt. PH. Nach Abschluss des Studiums absolvierte er seine Referendariatszeit für die Fächer Deutsch und Sport an der IGS in Wolfsburg. Für die Tätigkeit als Lehrer hatte der Staat allerdings zum damaligen Zeitpunkt kein Interesse an seiner Fächerkombination. Da bot sich für ihn eine Tätigkeit an der Privatschule Oskar Kämmer in Braunschweig an. 1985 machte er sich als EDV-Berater bei VW selbstständig, gründete eine Familie und wechselte bald zur BASF nach Ludwigshafen/Rhein, ehe er für die kommenden zwanzig Jahre bei der Deutschen Bank, der Dresdner Bank und der Commerzbank seine Erfahrungen in diverse Projekte einbringen konnte. Nach Stationen in Mailand, Brüssel und Madrid für die Deutsche Bank nutzte er 2007 die Chance, nach Moskau zu gehen. Nach Trennung und erneuter Eheschließung hat er sich 2018 auf Malta niedergelassen.
Alles Gute, Dieter!
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Schaumburger im Ausland: Ralf Manthey
Er (Jahrgang 1955) sagt von sich, dass niemand mehr Fernsehsender gegründet hat, als er. Mag sein, dass das stimmt. Ich kenne ihn seit meiner wildbewegten Zeit in Obernkirchen, hatte ihn für unser Vietnamkomitee agitiert, mit seinem Bruder Hans-Peter, früh verstorben, war ich gleichfalls gut bekannt, Typ "Großer Bruder", der ihm aus Berlin, wo er Nachrichtentechnik studierte, die "Rote Fahne" der KPD nach Obernkirchen als Streifbandzeitung zukommen ließ, der Postbote wird das gut im Ort bekannt gemacht haben. Dass seine Mutter im Zentrum der Bergstadt ein Kurzwarengeschäft unterhielt, wusste ich nicht ("Was solltest Du auch in einem Kurzwarengeschäft!?"), der Vater, eigentlich Tischler, war lange Jahre in Bückeburg bei der NAAFI, die die Angehörigen der britischen Streitkräfte und ihre Familien mit Waren des täglichen Bedarfs versorgte.
Durch einen Schulversuch landete er als Realschüler auf dem Bückeburger Adolfinum - legendär die Episode vom ersten Elternabend, bei dem die Eltern erfuhren, dass er nach Ansicht des Klassenlehrers Dr. Putjenter "introvertiert" sei und die Eltern am nächsten Morgen von ihm erwarteten, das sofort zu beenden - wo er auch das Abitur machte. Obwohl dem ungewollten Wehrdienst entgangen, landete er in (West-)Berlin, studierte erst Flugzeugtechnik(?), dann Wirtschaftsingenieurwesen und kam bis zum Vordiplom, war Tutor in Logistik. Nebenbei Bassist in etlichen Bands - unter anderem auch bei "Ulli Zelle und die grauen Zellen" - kam er in Kontakt zu Leuten von Radio Luxemburg, die jemanden für die Studiotechnik der Morgensendung brauchten. Bald lag die Produktion von "Jinglern", Gags, für die Sendungen in seiner Hand, aus einer Woche Arbeit wurden zwei, drei, ... Bald kam die Frage: "Wir machen Fernsehen, wer macht mit?" Das ließ er sich nicht zweimal sagen und landete bei RTL Plus, zunächst ohne eigene Frequenz, gesendet wurde von Luxemburg aus über das Saarland und die Eifel. Dann kam das erste deutsche Frühstücksfernsehen 1987 und er wurde Redakteur, Redaktions- und Programmleiter.
Stolz ist er zu Recht auf einen Coup beim Mauerfall 1989: Zusammen mit Michael Bach wollte er unbedingt Stimmen aus Ostberlin ins Frühstücksfernsehen bringen - und von Luxemburg aus konnte man direkt in die DDR telefonieren. Endlich mit der Redaktion der "Aktuellen Kamera" verbunden, galt es nun, eine Live-Schaltung zu realisieren. Nach Zustimmung durch die European Broadcasting Union (EBU) stand endlich die Leitung über Berlin, Prag, Wien, Paris und schließlich Luxemburg und nach einem Hänger in Paris hatten sie den stellvertretenden Chefredakteur Götz Förster vor der Kamera.
Von Luxemburg ging es für ihn zurück nach Berlin, inzwischen im Beirat von RTL. Kein Unbekannter mehr in der Branche, wurde er von der Compagnie Luxembourgeoise de Télédiffusion (CLT) angeworben, gründete in deren Auftrag RTL Polen und Ungarn, kam zur Produktionsfirma "Das Redaktionsbüro", bevor er 2006 für die IKO Media Group des Medienunternehmers Tamás Rákosi Sportklub in Ungarn ins Leben rufen konnte, der bald auch in Rumänien, Polen, Serbien, Slowenien und Kroatien auf Sendung ging.
Zwischenstation Modern Times Group (MTG) in London - für die er als "Head of Free TV" verantwortlich wurde und Sender in Norwegen, Schweden, Estland, Lettland und Litauen etablierte.
Ralfs nächste Station war Eleven Sports, für die er eine multinationale Gruppe von Sportfernsehkanälen realisierte, ehe er bei United Media (eines der größten Medienunternehmen in Südosteuropa) in Luxemburg im Leadership landete ( www.unitedmedia.net/leader/ralf-manthey/), wo er weiterhin mehr als Brötchen verdient.
Die ganze Medienblase durfte ich bei der Feier zu seinem 66. Geburtstag in Augenschein nehmen, der standesgemäß im Clubrestaurant am Wannsee begangen wurde - und war erstaunt: Kaum bekannte Gesichter, aber eine Riesentruppe, weil - so Ralf - 98 Prozent der Leute hinter der Kamera agieren! Ralf ließ es sich natürlich nicht nehmen, bei dieser Gelegenheit zusammen mit ein paar Leidensgenossen (haha!) ein paar Stücke vorzutragen, er natürlich auf seiner 1966er Fender Precision, die der Snob in Andys Guitar Shop in London ( www.andyguitar.co.uk/) für 3.000 £ (ein Schnäppchen!) erworben hat. Was hat man sonst noch so? Zirka 600 Flaschen Whiskey als Investition in die Altersversorgung!
Ja, und so bleibt die Frage, ob der Weltenbummler auf seine alten Tage und im demnächst fälligen Rentenalter in den Osten - wohin es seine Lebensgefährtin zieht - oder ins Schaumburgische verschlagen wird? Noch ist nix entschieden, aber Schaumburg würde der Weltenbürger und es ihm zweifellos gut zu Gesicht stehen! Wir könnten ja weiterhin zusammen online Skat spielen, aber hin und wieder dann auch zusammen im Bückeburger "Minchen" abhängen - oder bei Mantheys zuhause, wie neulich.
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Fritz Wegener, Bückeburgs "Fallen-Fritz" ist gestorben
Die Philister, die Beschränkten,
diese geistig Eingeengten
darfst Du nie und nimmer necken.
Aber weite, kluge Herzen
wissen stets in unsren Scherzen
Lieb und Freundschaft zu entdecken.
Heinrich Heine, Nachgelesene Gedichte, No. 16
Das Zitat fand sich nicht umsonst auf der Seite www.fallen-fritz.de (jetzt unter dw.held.es/ zu finden und leider nicht mehr aktuell), die sich der Würdigung von Fritz Wegener und Bückeburgs Gasthaus "Zur Falle" verschrieben hatte. Heinrich Heine fand sicher aus zweierlei Gründen dort seinen Platz: der Dichter war tatsächlich nicht nur in der Residenzstadt zu Besuch, sondern dort auch verwandtschaftlich verbunden: "Zu Bückeburg stieg ich ab in der Stadt, um dort zu betrachten die Stammburg, Wo mein Großvater geboren ward; Die Großmutter war aus Hamburg.“ (Deutschland. Ein Wintermärchen. Caput XIX)
Der Text, der den sinnvollen Umgang mit Philistern und Beschränkten skizziert, dürfte Fritz Wegener ("Fallen-Fritz") Anleitung zum Umgang mit Bückeburgs allgegenwärtiger Schar Staatsdiener gewesen sein, die die Falle, schräg gegenüber der Stadtkirche an der Langen Straße gelegen, gern frequentierten. Wegener selbst, dessen Familie die Falle von 1915 bis 2000 betrieben hat (er selbst davon 40 Jahre lang), ist nun am 4. Mai im Alter von 86 Jahren in Bückeburg verstorben.
Mit ihm verliert Schaumburg ein über die Grenzen des einstigen Duodez-Fürstentums hinaus bekanntes Original. Ich erinnere mich an ihn als immer bestens gekleideten und zugewandten Patron des Hauses, stets bemüht, seine Gäste zufrieden zu stellen und Wert auf einen hohen gastronomischen Standard legend. Nur einmal kamen mir Zweifel, das muss in den frühen Siebzigern gewesen sein, als zu meiner Überraschung die NPD im Clubzimmer des Hauses tagte. Wen er da eingelassen hatte, das konnte Herr Wegener nicht gewusst haben! Die überwiegend älteren "Kameraden" blieben denn auch nicht lange, man half ihnen gern hinaus.
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Schaumburger im Ausland: Walter Rupietta
Mit der Fotoausstellung "Durchblick" hat der gebürtige Röhrkastener (Jahrgang 1952) und Diplom-Mathematiker im Januar 2019 wieder einmal auf sich aufmerksam gemacht. Durchblick das ist für ihn "der Blick zwischen oder durch etwas hindurch, ein Fenster, eine Tür, eine Lücke zwischen Gebäuden oder eine sonstige Öffnung - auch eine Brille" (die er trägt). Durchblick ist für ihn aber auch Verständnis und Übersicht - und beides hat er.
Was war zu sehen bei der Fotoausstellung in seiner neuen Heimat Bad Lippspringe? Der Blick durch Fenster und Türen, meistens in Gebäuden, die ihre ursprüngliche Funktion als Brauerei, Kokerei oder herrschaftliches Schloss verloren haben und inzwischen als Denkmal oder Museum, konserviert oder dem kontrollierten Verfall preisgegeben sind, auf eine neue Verwendung warten. Dabei sind nicht selten Spuren vergangener Nutzung und aktueller Vernachlässigung unübersehbar.
Anfang Mai 2018 führte ihn und seine Vereinsfreunde von "Blende 78 Paderborner Fotofreunde" ( www.blende78.de) eine Exkursion - was Wunder - in das Bückeburger Schloss und das dortige Mausoleum, um deren Geheimnisse zu erkunden, die freilich nach dem Willen des Schlossherren privat bleiben sollen. Der Schaumburger versteht das, sollen ja schließlich nicht alle den gleichen Durchblick haben.
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Schaumburger im Ausland: Brigitte Maronie
"She fell in love with this beautiful island" - das war 1978, da hieß sie noch Müller. Damals kam die gelernte Rechtsanwalts- und Notargehilfin und in Heeßen Geborene auf die Karibikinsel St. Lucia (immerhin 7.447 km von zuhause entfernt) und gründete "Villa Caribbean Dream" ( www.caribdreams.net/), ein Gästehaus im Süden der Insel.
Da sie reichlich Erfahrungen in der Touristikbranche hat, bereitet es ihr keine Probleme, das Anwesen (mit Haushälterin und Gärtner) zu verwalten. "Creole House", "Rainbow Appartement" und etliche Zimmer halten, was versprochen wird: "Peace and seclusion in a family atmosphere, a breathtaking view from our sun terrace and beautiful beaches just around the corner."
Heimweh? Ohne Ende! Deswegen ist sie mindestens 1 x im Jahr in Deutschland, nicht selten auch in Schaumburg, wo sie findet, was sie vermisst hat: Alte Freunde, geniessbares Brot und eine medizinische Versorgung, die ihresgleichen sucht.
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Der Jüdische Friedhof in Bückeburg: Ein spät nachgeholter Besuch
Jüdische Friedhöfe im Schaumburger Land gibt es in Bückeburg, Hattendorf, Lauenau, Obernkirchen, Rinteln, Rodenberg, Sachsenhagen und Stadthagen. Bis 1974 zählte auch Steinhude zu Schaumburg und auch dort gibt es einen Jüdischen Friedhof.
In Schaumburg sind seit Ende des 16. Jahrhunderts Juden bezeugt. Die ersten Begräbnisstätten entstanden in Stadthagen und Rinteln.
Jüdische Friedhöfe sind Orte der ewigen ungestörten Ruhe. Die Grabsteine sind seit Mitte des 19. Jahrhunderts auf der Vorderseite hebräisch und später auf der Rückseite auch deutsch beschriftet. Die Inschriften überliefern nicht nur Namen und Lebensdaten, sie sollen auch Wesen, Lebensart und den Bezug zur Familie der/des Verstorbenen dokumentieren.
Folgt man Bückeburgs Birkenallee bergan bis zum Bergbad, so führt direkt dahinter auf der linken Seite ein Fußweg zum Jüdischen Friedhof, auf den zunächst kein Hinweisschild verweist. Allerdings findet sich unmittelbar zu Beginn des Weges eine ausführliche Beschreibung der Örtlichkeit mit Hinweisen auf das in der Nähe gelegene Völkerschlachtdenkmal, den Festplatz, das so genannte Wasserhaus und auch den Jüdischen Friedhof (s. Abb. "Spurensuche im Harrl" oben).
Man erreicht die Begräbnisstätte durch ein Tor mit dem Davidstern. Die Anlage ist von einer hölzernen Einzäunung umfasst. Der Friedhof stammt aus dem 18. Jahrhundert und enthält 176 Grabsteine. 1793 bestand die Gefahr, dass die Grabanlage eingeebnet werden würde, weil der Standort anderweitig genutzt werden sollte. Allerdings protestierte die Gemeinde erfolgreich und konnte das Grundstück 1825 sogar durch Zukauf erweitern. Die Bestattung von Leo Rautenberg 1940 war die letzte zur Zeit des Faschismus. Allein 71 jüdische Bürger Bückeburgs wurden 1941/42 in Ghettos und Konzentrationslager deportiert, von denen nur fünf den Holocaust überlebten. Seit 1998 sind wieder Bestattungen auf der Begräbnissstätte am Harrl möglich.
Ich muss gestehen, dass ich als Jugendlicher den Jüdischen Friedhof in Bückeburg nicht zur Kenntnis genommen habe, wenngleich ich dort zur Schule gegangen bin. Wohl waren wir im Bergbad, beim Idaturm oder dem Hexenteich, niemals aber bei dieser beeindruckenden Anlage. Das habe ich erst 2018 nachgeholt.
Weitere Informationen:
- Bückeburg unterm Hakenkreuz. Ein Stadtrundgang (pdf-Datei, 4 MB)
- Begräbnis- und Gedenkstätten via Spurensuche. Ein Projekt der Schaumburger Landschaft
- Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum: Obernkirchen
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Natürlich: Die Currywurst kommt aus Schaumburg
Jetzt wissen es alle: Nicht Berlin oder Hamburg gebührt der Ruhm für die Erfindung der Currywurst, in Bückeburg erblickte sie das Licht der Welt - und landete erstmals auf den brechend vollen Tellern, die den Offizieren der britischen Besatzungstruppen in der fürstlichen Schlossküche 1946 kredenzt wurden. Der damalige Küchenmeister Ludwig Dinslage ist der wahre Erfinder der kulinarischen Köstlichkeit, die seither nicht nur in Schaumburg heimisch geworden ist.
Für Schaumburger ist es freilich wenig sensationell, dass die Wurst in ihren Gefilden kreiert wurde: Gäste der Bückeburger Traditions-Gaststätte "Zur Falle" beispielsweise verdrücken alljährlich diverse Portionen, denn dort findet sich von jeher die "Schaumburger Schlemmerplatte", zu der Riesen-Currywurst mit Pommes Frites und Krautsalat (9,50 Euro) gehören, auf der Speisekarte. Die Krönung ist - unter uns gesagt - selbstredend der "Fallen-Teller" (1/2 Currywurst, Nackensteak, Hähnchenbrust und Pommes Frites, dazu eine Salatgarnitur, 15,80 Euro).
Zur Speisekarte: www.fallebueckeburg.de/unsere-speisekarte/unsere-klassiker
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Die Schlacht um Grohnde - Sonderausstellung im Museum Eulenburg
Die bereits 2017, zu ihrem 40. Jahrestag im Hamelner Münster vorgestellte Ausstellung des Historikers Bernhard Gelderblom ist jetzt bis zum 20. Oktober während der Öffnungszeiten der Eulenburg in der Klosterstraße 21 in Rinteln zu sehen.
Die Ausstellung konzentriert sich auf die dreizehn Jahre vom Beginn des Widerstands 1973 bis zu seinem vorläufigen Erlöschen 1984/85. Der Ausstellung ist es - so Gelderblom - ein wichtiges Anliegen, "angesichts der schwierigen Voraussetzungen im ländlichen Weserbergland die Beharrlichkeit und den Mut des jahrelangen Widerstands zu würdigen". Das ist sicher gelungen, wenngleich bedauerlicher Weise die Sichtweise derer, die nicht den weserbergländischen Bürgerinitiativen angehörten, aber die große Mehrheit der Protestierenden am 19. März 1977 ausmachten, in der Ausstellung weitgehend ausgeblendet bleibt.
Weitere Informationen: www.eulenburg-museum.de/
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Weitere Stolpersteine in Obernkirchen verlegt
Es ist wohl vor allem das Verdienst der Initiativgruppe „Stolpersteine in Obernkirchen“, dass in der Bergstadt am 1. Oktober 2016 eine weitere Verlegung von Gedenksteinen stattgefunden hat, die an das Schicksal von Familien jüdischer Herkunft erinnern, die dem nationalsozialistischen Terrorregime zum Opfer fielen.
Die Familie des Kaufmanns Bendix (Benno) Stern wohnte in Obernkirchens Neumarktstraße. Vor der heutigen Nummer 23 wurden für den Haushaltsvorstand, seine Ehefrau Lucie und die Tochter Hannelore Stolpersteine verlegt. Die Familie wurde Ende 1939 zwangsweise in das so genannte Judenhaus in der Strullstraße einquartiert und von dort 1942 nach Theresienstadt deportiert. Nur die Tochter Hannelore überlebte.
Weitere Stolpersteine erinnern an die Eheleute Jakob und Rosa Steinberg, geborene Stern, die mit Rosa Steinbergs Bruder Benno in einem Haus wohnten. Auch sie wurden ins Judenhaus eingewiesen, in dem Jakob Steinberg 1942 starb. Rosa Stern wurde wie ihr Bruder deportiert und kam wahrscheinlich im Warschauer Ghetto zu Tode.
Helene Düring, geborene Stern, wohnte an der Langen Straße, heute Nummer 26. Sie war die Tante von Benno Stern und Rosa Steinberg. Sie hatte zwei Kinder, die vor den Nazis in die USA geflohen waren. Helene wurde im Januar 1940 zwangsweise ins Judenhaus einquartiert. Dort verstarb sie noch im selben Jahr.
An Betty Adler, die im Mai 1939 aus Deutschland nach Neuseeland entkommen konnte, erinnert ein Stolperstein in der Langen Straße 19.
Der Kaufmann Philipp Adler wohnte im elterlichen Haus Lange Straße 7, heute Nummer 9. Das Haus war von seinem Vater, Samuel Philipp Adler, Ende des 19. Jahrhunderts als ein modernes Geschäfts- und Wohngebäude erbaut worden. 1939 floh er mit seiner Ehefrau und der zehnjährigen Tochter Ruth nach Neuseeland.
Der Pferdehändler Moritz Schönfeld, seine Ehefrau Recha und die Kinder Alfred, Erna und Irmgard wohnten in der Rintelner Straße, heute Nummer 14. 1940 floh das Ehepaar nach Argentinien, wo die Kinder schon vorher Schutz gesucht hatten.
An Frommet Lion, die Mutter von Elias und Leopold Lion, die in Obernkirchens Friedrich-Ebert-Straße, damals Adolf Hitler-Straße, ein Textilgeschäft betrieben, erinnert ein Stolperstein vor dem Haus Nummer 9. Trotz ihrer Pflegebedürftigkeit wurde sie zum Zwecke der Deportation aus ihrem Haus vertrieben und im Judenhaus einquartiert. Dort verstarb sie im Mai 1942.
An Fanny Philippsohn, die im März 1940 in die USA fliehen konnte, erinnert ein Stolperstein an der Schluke 5.
Die Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig, der auch die Verlegung in Obernkirchen eigenhändig vornahm, finden sich inzwischen in mehr als 1.000 Orten Deutschlands und zwanzig Ländern Europas.
Weitere Informationen: www.stolpersteine-obernkirchen.de/
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Schaumburger im Ausland: Hanna Hartmann-Hosny
Vor mehr als 30 Jahren verließ sie Südhorsten, um in Agyptens Hauptstadt Kairo zu leben: Hanna Hartmann(-Hosny). Seit 22 Jahren leitet sie dort die Bibliothek der Deutschen Evangelische Oberschule und das Sozialkomitee der Einrichtung. Für ihr soziales Engagement wurde sie am 18. Februar 2015 vom Botschafter der Bundesrepublik mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Am 20. Juli 2015 war sie zu Gast beim Frauengesprächskreis der Kirchengemeinde Seggebruch und überraschte wenige mit der Aussage, dass "Südhorsten immer meine Heimat geblieben ist". Im letzten Jahr konnten wir uns über die gemeinsame - und für mich wilde - Zeit als Buchhändler in Marowskys Buchhandlung in Minden (damals Bäckerstr. 24) bei einem gemeinsamen Besuch bei Ulrike Wehking-Homann austauschen.
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Bückeburg unterm Hakenkreuz - Ein Stadtführer mit Hintergrund
Ein Bückeburger Stadtführer besonderer Art ist im Juni 2015 als Ergebnis einer Gemeinschaftsarbeit der Stadt, der Oberschule Bückeburg und des Pädagogen und Lokalhistorikers Klaus Maiwald erschienen: Unter dem Titel "Bückeburg unterm Hakenkreuz. Ein Stadtrundgang" informiert ein 24-seitiger Flyer in Kurzform über die Geschichte der Stadt in der Zeit des Nazifaschismus und zeigt - visualisiert durch einen Stadtplan im Inneren - insgesamt 28 Gedenkorte unterschiedlichster Prägung mit jeweils kurzen Erläuterungen auf.
Dazu gehören zahlreiche Stolpersteine, die seit November 2005 in der Stadt verlegt wurden und an Einwohner zumeist jüdischen Glaubens erinnern, die verfolgt und in vielen Fällen ermordet wurden. Als weitere Gedenkstätten sind die Synagoge in der Bahnhofstraße verzeichnet, der Jüdische Friedhof in der Birkenallee, die Grabstätten osteuropäischer Zwangsarbeiter, die in der Zeit von 1943 bis 1945 im Steinbruch in Steinbergen ums Leben kamen, die Vertriebenengräber auf dem Jetenburger Friedhof (die an die Opfer des Transports von etwa 1.000 Menschen aus Breslau erinnern, die im September 1946 Bückeburg erreichten), aber auch die Soldatengräber auf dem Friedhof Scheier Straße. Ausgewiesen wird außerdem das Redaktionsgebäude der Zeitung "Die Schaumburg" in der Langen Straße 20, die seit 1933, angeführt vom Chefredakteur Adolf Manns, das maßgebliche Propagandablatt der Nazis in Schaumburg-Lippe war, sowie die Gedenktafel für Kurt Freiherr von Plettenberg, Hofkammerpräsident des Fürstenhauses und Widerstandskämpfer.
Die Herausgeber der verdienstvollen Broschüre, die bei der Tourist-Information (Tel.: 05722/893181, E-Mail:
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"Friedhof der vergessenen Kinder" im Deister wird Kriegsgräberstätte und wieder zugänglich
49 Jahre nach der Einebnung wurde der Waldfriedhof der Hannoverschen Kinderheilanstalt, der auf dem Gebiet der Samtgemeinde Rodenberg im Deister liegt, am 1. Juli 2015 offiziell als Kriegsgräberstätte eingeweiht. Drei Stelen mit Namen, ein Grabzeichen vor dem umzäunten Gräberfeld, eine Infotafel und ein Gedenkstein in der Nähe kennzeichnen jetzt das Areal. Sie erinnern an mehr als 100 Kinder, die unter der "Obhut" des Krankenhauses an den Folgen von Vernachlässigung und Unterernährung starben und dort bestattet wurden.
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Stolpersteine jetzt auch in Obernkirchen
Nach Bad Nenndorf, Beckedorf, Bückeburg, Rinteln und Stadthagen finden sich nun auch in der Bergstadt Obernkirchen Stolpersteine, die an das Schicksal von Familien jüdischer Herkunft erinnern, die dem nationalsozialistischen Terrorregime zum Opfer fielen.
Am 1. Juli 2015 wurden von dem Initiator der Aktion, dem Künstler Gunter Demnig, 18 Gedenksteine an verschiedenen Orten der Stadt verlegt, ein weiterer soll in der Friedrich-Ebert-Straße hinzukommen, wo die Gebrüder Lion, die zu den Opfern gehörten, ein Textilkaufhaus betrieben.
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Wie sind sie - die Schaumburger?
Vor allem viele, sollte man meinen. Wenn man auf der Autobahn fährt, hat man ständig einen mit dem Kennzeichen SHG vor sich, der in halsbrecherischer Weise versucht, nach Hause oder von zu Hause weg zu kommen.
In Wirklichkeit sind sie höchstens 40.000 und nicht jeder von ihnen hat ein Auto. Aber wie wir sehen werden, treten sie auch getarnt mit anderen Nummernschildern auf, dann erkennt man sie allerdings unschwer an ihrer Fahrweise. (Bis Mitte der 90er Jahre hätte man alle Ossis für verkappte Schaumburger halten können.)
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Schaumburg trauert um SHD Philipp Ernst Fürst zu Schaumburg-Lippe
SHD Philipp Ernst Fürst zu Schaumburg-Lippe starb in der Nacht vom 27. auf den 28. August 2003 im Alter von 75 Jahren nach langer schwerer Krankheit friedlich zu Hause.
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www.schaumburg-lippe.de hätte er gern
www.schaumburg-lippe.de hätte er gern - der Alexander Prinz zu Schaumburg-Lippe. Hat er aber nicht. Und nach dem Willen des Landgerichts Hamburg soll er die Domain auch nicht kriegen. Eine gute Gelegenheit für einen Anwalt sich als eingefleischter Republikaner zu gerieren. Statt daß sich Kläger und Beklagter außergerichtlich einigen und so all denjenigen, die den Schaumburgern ihre heile Welt neiden, ein Schnippchen schlagen.
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Bückeburgs Bonbonkönig wird 75 Jahre alt
"Bückeburgs Bonbonkönig wird 75 Jahre alt" - berichten die "Schaumburger Nachrichten". Gemeint ist Kalli Ploch bei dem ich - wie viele Generationen nach mir - die ersten Zigaretten kaufte, an seiner "Süßen Ritze", in der Milchbar im Hallenbad, im Bergbad oder in der Langen Straße 7. Es gibt ihn noch und wie sagt er so schön im Gespräch mit den "SN": "Wir haben früher mal gesagt - in Bückeburg gibt's den Fürsten, die 'Falle' und 'Kalli'."
Nachtrag: Am 25. Juli 2010 ist Kalli Ploch im Alter von 81 Jahren gestorben.
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Schröder und Schaumburg
Die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" berichtet über "Deutsches in Schaumburg, Illinois" (Joachim Schucht, S. 5). "Schröders verzeichnet das Telefonbuch dutzendfach, auch die Fischers, Merkels, Schreiners und Schmidts sind reichlich vertreten - so deutsch geht es in einer Kleinstadt bei Chicago zu, der auch der Kanzler seinen Besuch abstattete: in Schaumburg, Illinois. Dorthin ist Gerhard Schröder zwar nicht auf der Suche nach deutschen Wurzeln gereist, sondern zum Besuch der Zentrale des High-Tech-Konzerns Motorola. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass dort irgendwo auch noch ein entfernter Kanzlerverwandter lebt, ist gar nicht so gering.
Denn besiedelt wurde die Gegend vor allem von Einwanderern aus dem einstigen deutschen Kleinstaat Schaumburg-Lippe, zu dem auch Schröders Heimatort Mossenberg gehört".
Was??? Mossenberg soll zu Schaumburg-Lippe gehört haben, Schröder also eigentlich Schaumburg-Lipper sein? Irrtum Joachim Schucht! Sicher ist zutreffend, daß Schaumburg im US-Bundesstaat Illinois auch von Auswanderern aus Schaumburg(-Lippe) besiedelt wurde. Gerhard Schröders Heimatort Mossenberg, heute nach Blomberg eingemeindet, gehörte und gehört allerdings nicht zu Schaumburg, sondern liegt im Lippischen (also in Nordrhein-Westfalen), nicht weit von Detmold entfernt, woher übrigens Christian Dietrich Grabbe stammt, der trinkfest war und viel von Scherz, Satire, Ironie und tieferer Bedeutung (so der Titel eines seiner Werke) verstand.
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Läßt sich der Fahrstuhl nach ganz unten für die Beschäftigten bei Flohr Otis noch aufhalten?
"Athen blickt auf Stadthagen" titelt die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" und schreibt weiter: "Die Otis-Mitarbeiter in Stadthagen streiken für Abfindungen und Qualifizierungsprogramme, die die beschlossene Schließung abpolstern sollen. Betroffen ist aber nicht nur die Konzernzentrale in den USA, sondern auch Athen. Dort nämlich wartet man für die Olympischen Spiele auf Rolltreppen aus Stadthagen - laut IG Metall bis auf weiteres vergeblich." Nun wissen allerdings auch einige in Stadthagen, daß Schleudersitze von der Metallgewerkschaft immer nur für wenige reichen.
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www.schaumburg-lippe.de wird fürstlich!
Markus Tüngler und Alexander Prinz zu Schaumburg-Lippe beendeten ihren Streit um die Internet-Domain bei einem Glas Sekt auf Schloß Bückeburg. So berichtet die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" in ihrer heutigen Ausgabe (S. 18). Tüngler, Drucker aus Apelern, hatte die Domain betrieben, von der der Prinz meinte, sie wegen der Namensähnlichkeit für sich beanspruchen zu müssen. Die Kontrahenten einigten sich jetzt außergerichtlich darauf, daß künftig das Fürstenhaus das Angebot betreibt und Tüngler sein Angebot fürderhin unter einer anderen Adresse (www.region-schaumburg-lippe.de) bereitstellt. Über die Höhe der Kaufsumme für die Domain wurde nichts bekannt. Außerdem kann sich Tüngler bei seiner Forschungsarbeit - so sicherte der Prinz zu - in Zukunft auch im schaumburg-lippischen Hausarchiv umtun. Dumm gelaufen ist die Auseinandersetzung, die bundesweit Aufsehen erregte, vor allem für Tünglers Anwalt Ralf Möbius: sein Mandant hat sich schon vor einiger Zeit von ihm getrennt und das von ihm angestrebte Verfahren, in dem er dem Prinzen das Führen des Titels "Fürst" untersagen wollte, wurde eingestellt.
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Einer der schnellsten Männer der Welt kommt aus Bückeburg
... und heisst Hans-Jochen Zychlinski. So steht es nachzulesen in der "Oldtimer-Praxis" (H. 12/2004, S. 68-72). Ich kenne ihn noch als "Ziege": als mein Vater noch das Bückeburger Tierheim leitete und ich in der Weinberg-Gegend spannende Schüler-Nachmittage verbrachte (Kurt "Kuddi" Sommer, Bernd "Mölfes" Mevert und Klaus-Dieter "Cheeta" Langwald, Hans-Jörg Mohme und Arnold Busch wohnten um die Ecke), startete "Ziege" Zychlinski zuweilen mit ohrenbetäubendem Krach eine seiner selbstgebastelten Kisten und drehte seine Runden. Er war viel älter als wir - heute weiß ich, es waren ganze 4 Jahre -, und für uns immer eine etwas undurchsichtige Gestalt. Nun hat die "Oldtimer-Praxis" ihm und seiner "Zynki-Power" ein Denkmal gesetzt. Wer mehr über ihn, seine Autos und Obsessionen erfahren will, der schaue mal unter www.zynki-power.de nach.
Nachtrag: Am 5. Januar 2021 ist Hans-Jochen Zychlinski im Alter von 73 Jahren in Bückeburg gestorben.
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Wird Schaumburg verschüttet?
Der Messingberg bei Steinbergen bewegt sich - und das gewaltig: eine Million Tonnen Gestein hatten sich am Wochenende im Bereich nahe des an der A2 gelegenen Steinbruchs gelöst. Man braucht kein Geologe zu sein, um zu wissen, wie's kommt: Autobahnverbreiterung und eklatanter Raubbau durch die Norddeutsche Naturstein GmbH, die den Steinbruch betreibt, sind die Ursache. Jetzt sollen im Mai 2005 sog. Entlastungssprengungen durchgeführt werden und Gutachter herausfinden, ob in den 40 anderen Steinbrüchen in der Region ähnliche Gefahren lauern. Mehr über den Bergrutsch: www.weserberge.de/
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Auch Gottschalk findet Pocher nicht lustig
Jana Gottschalk aus Stadthagen konnte über Oliver Pocher nicht lachen. Pocher, der die Außenwette bei Thomas Gottschalk's "Wetten daß ...?" in Hannover moderierte, hatte die Vertriebsleiterin der Schaumburger Nachrichten mit den Worten: "Sie sehen ja echt alt aus für Ihr Alter. Aber wir haben da eine schöne Operationsshow bei Pro 7, da könnte ich Sie mal vorstellen" vor Millionen von Fernsehzuschauern brüskiert.
Die Folgen ließen nicht lange auf sich warten: Reporter, Kameras und Ü-Wagen belagerten den Arbeitsplatz der Betroffenen, ihr Vater wurde mit Anrufen bombardiert, der E-Mail-Account quoll angesichts von Tausenden von Mails über, auf der Straße mußte sich die 28jährige von Jugendlichen anpöbeln lassen.
Inzwischen hat Jana Gottschalk von Pocher 25.000 Euro Schadenersatz gefordert, über die der gelernte Versicherungskaufmann Pocher mit Gottschalk am Telefon verhandeln wollte. Mit wenig Erfolg: inzwischen hat die Beleidigte die Schadenersatzforderung wegen Uneinsichtigkeit auf 35.000 Euro erhöht - und hat die Unterstützung der "EMMA", die in ihrer jüngsten Ausgabe 2/2005 (S. 37) darüber berichtete (www.emma.de/). Ich wünsche viel Erfolg, denn ich kann weder über Pocher noch über Thomas Gottschalk lachen.
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Immer wieder Kummer mit dem "Kummerberg"
In der Kommunikation der Verwaltung heißt er "Bergehalde 26" - der "Kummerberg" am Ortsausgang Gelldorfs direkt an der B 65 Richtung Bückeburg und ist einer von 29 Schieferabraumhalden in der Region. Er war immer ein besonderer Berg: während die anderen bestenfalls zum Versteckenspielen oder für frühe Rendezvous geeignet waren, hatte diesen die Familie Strübig zu einem herrschaftlichen Domizil - mit Duldung des langjährigen Gelldorfer Bürgermeisters Friedrich Lindemeier - hergerichtet. War er zunächst noch im Dienst der Gemeinde und diente u.a. dem kollektiven Eiersuchen der Kinder am Ostersonntag, entstand später eine Obstplantage, ein exklusiver Tennisplatz mit Klubhaus und einer vier Meter hohen Umzäunung. Und so blieb der Berg fortan wesentlich der Ortsprominenz vorbehalten, z.B. dem schweißtreibenden Ballspiel oder anderen Obsessionen nachzugehen.
Doch die herrschaftlichen Zeiten gingen vorbei. Jahrelang war der Berg Müllhalde, bevor Celestino Caccia in käuflich erwarb und jetzt für eigene Zwecke nutzen will: er soll wieder das werden, was er auch früher war: ein Refugium für Freizeit und Familienerholung.
Das Bauordnungsamt des Landkreises will allerdings ein Wörtchen mitreden: in einem mehrseitigen Schreiben nimmt es Anstoß an der Gestaltung des Berges und sieht "öffentliche Belange" beeinträchtigt. Ein bereits angelegter Wall könne dazu beitragen, daß eine "Splittersiedlung" entsteht und die Bebauung planlos ausufere. In den nächsten Tagen wollen Mitglieder des Obernkirchener Ortsrates das Objekt der Begierde in Augenschein nehmen. Vielleicht entdecken sie dabei den hohen Freizeitwert des Berges und kommen in Zukunft öfter?
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Nazis in Bückeburg / Polizei löst Sitzblockade der Nazigegner mit Gewalt auf
Nicht nur in Leipzig waren sie am 1. Mai: die Neonazis. Rund 50 waren auch in Bückeburg. Sie trafen auf Antifa und "Aktionsbündnis gegen Rassismus Schaumburg-OWL" und wurden - nach einem Bericht der Schaumburger Zeitung - durch eine Sitzblockade von Schülerinnen und Schülern bei ihrem Marsch in die Innenstadt aufgehalten, bis die Polizei räumte.
Wer sich der Räumung nicht fügte - so die Schaumburger Zeitung - und Widerstand leistete, wurde "in den Schwitzkasten genommen". Auch berittene Polizei - die sah man, glaube ich, zuletzt in Bückeburg beim Wahlkampfauftritt von Kurt-Georg Kiesinger in den 70ern - "sorgte dafür, dass Rechte und Gegendemonstranten sich nicht zu nahe" kamen.
Schon vorher kam es zu Provokationen: nach Angaben der Schaumburger Zeitung sah sich die Polizeiführung bemüßigt, aus der in Auflösung befindlichen Protestkundgebung der Nazigegner, die gut 400 Köpfe zählte, mehrere Jugendliche recht rabiat herauszuzerren, um deren Personalien festzustellen.
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Sexuelle Ausschweifungen und Alkoholexzesse in der Heeresfliegerkaserne in Bückeburg! Schaut Verteidigungsminister Struck nach dem Rechten?
Nach Berichten der "Welt" ist es in der Heeresfliegerwaffenschule in Bückeburg unter Soldatinnen und Soldaten "zu erheblichen sexuellen Ausschweifungen und Alkoholexzessen gekommen". Ein Sprecher der Bundeswehr bestätigte der Zeitung, daß wegen einer ganzen Reihe von Vorfällen in Bückeburg ermittelt werde.
Aufgedeckt wurden die Vorgänge durch eine Mitte April beim Wehrbeauftragten eingegangene Eingabe. Als Hauptbeteiligte gelten mehrere Feldwebel, aber mindestens auch ein Offizier.
Zur Last gelegt wird den Beteiligten, daß sie sich in Duschräumen gegenseitig bei sexuellen Handlungen fotografiert haben. Auf den Fotos sollen gegenseitige Intimrasuren zu sehen sein, Soldatinnen sollen sich für Nacktfotos zur Verfügung gestellt haben.
Einige Detailschilderungen der Bückeburger Vorfälle entbehren nicht der Komik, so etwa wenn von "schweren alkoholischen Exzessen (sogenanntes Koma-Trinken) unter Feldwebeln nach Beförderungen" die Rede ist. Seit wann gehört das nicht mehr zu den Ritualen der gesamten Bundeswehr?
Natürlich beeilte sich die Bundeswehr mitzuteilen, dass "nach den bisherigen Ermittlungen kein Soldat von Vorgesetzten zu Handlungen gezwungen worden" sei und man vorhabe, "die Vorfälle lückenlos aufzuklären". Es gehe nicht um strafrechtlich relevante Handlungen, sondern um ein achtungs- und vertrauenswürdiges Verhalten, zu dem die Soldaten verpflichtet seien. Es werde auch der Frage nachgegangen, ob die Dienstaufsicht nicht funktioniert habe. Auf das Ergebnis der Untersuchung darf man gespannt sein!
Die Bückeburger Vorfälle dürften Verteidigungsminister Peter Struck und der Führung der Bundeswehr höchst ungelegen kommen: Dort bereitet man sich derzeit auf die Feiern zum 50jährigen Bestehen der Bundeswehr vor. Ob das Motto "Entschieden für Frieden" in der Bückeburger Kaserne bekannt war oder man nur die eigene Aufgabenstellung "Joint and Combined Operations" eigenwillig ausgelegt hat, wurde bisher nicht bekannt. Ob der Verteidigungsminister kommen wird, auch nicht.
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Super-Mario! Schaumburg-Lippe kriegt Zuwachs - Prinz "Sause" macht's möglich
Durch Adoption will der Sohn der ehemaligen Salzburger Amtstierärztin und EU-Tierschutzbeauftragten Gertraud Wagner-Schöppl, Max-Mario (28), zum Hause Schaumburg-Lippe gehören. Die 94-jährig nach einer Hüftoperation 2005 verstorbene "Hochfürstliche Durchlaucht" Helga-Lee Prinzessin zu Schaumburg-Lippe soll ihn adoptiert haben, um das Aussterben der Linie zu verhindern. Ihre Ehe mit Rennfahrer Prinz "Sause" Max zu Schaumburg-Lippe war kinderlos geblieben. Max-Mario Wagner-Schöppl, der sich zuweilen jetzt auch Prince Max Schaumburg-Lippe oder Dr. Schaumburg-Lippe nennt, und nach eigenen Angaben halb im Schloss Pfaffstädt der Schaumburg-Lipper in Oberösterreich aufgewachsen ist, bringt die Regenbogenpresse wieder auf die Spur der Angehörigen des Fürstenhauses. Die Bedürfnisse der "Yellow Press" bedient er - wie es scheint - nicht ungern: Noch heute schwärmt er von einem Helikopterflug mit Gina Lollobrigida - zum Baden nach St. Tropez - und wie er weiland - fast noch ein Knabe - der englischen Königin vorgestellt wurde.
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Mahnwache gegen Antisemitismus / "Courage gegen Rechts Schaumburg" macht mobil
Für den 20. Januar haben antifaschistische Gruppen, die Jüdische Gemeinde und Gewerkschaften, die sich zusammen in "Courage gegen Rechts Schaumburg“ organisieren, zu einer Mahnwache nach Obernkirchen aufgerufen. Der Grund ist die erneute Schändung des Jüdischen Friedhofs in der Sylvesternacht 2006. Schon vorher - im März 2006 - wurden Hakenkreuze auf die Grabsteine des Friedhofs gesprüht.
Mit dieser Mahnwache wollen die Akteure deutlich machen, dass sie "die antisemitischen Aktivitäten der Neonazis in Obernkirchen und ganz Schaumburg nicht tolerieren und außerdem verdeutlichen, dass die letzten jüdischen Menschen in Obernkirchen bzw. Schaumburg nicht allein gelassen werden." Weitere Informationen: www.hiergeblieben.de
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Schaumburger im Ausland: Ulli Zelle
Ulli Zelle von "Berlin Live": "Assimilationsfähigkeit" bescheinigt ihm der Berliner "Tagesspiegel". "Wer würde denken, dass Zelle nicht aus Berlin stammt, sondern aus dem westdeutschen [sic!] Dorf [sic!] Obernkrichen [sic!]" (Tagesspiegel, Nr. 18 163, 29. Juni 2003, S. 30)
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Schaumburger im Ausland: Iris Maron
17 Uhr: In der Kirche des Stephansstiftes Hannover: Das Kammerorchester Kirchrode spielt Rossini (Quartett Nr. 1 in G-Dur) und Vivaldi (Le Quattro Stagioni / Die Vier Jahreszeiten). Violine: Iris Maron ... wurde 1980 in Bückeburg geboren. Im Alter von sechs Jahren erhielt sie ihren ersten Geigenunterricht ...
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Schaumburger im Ausland: Susanne Stock
Susanne Stock, Inhaberin der Fa. Rahmen-Finesse in der Meterstr. 16, feiert in diesem Monat den 10. Geburtstag ihrer Firma, so das hannoversche "Südstadt Journal" in seiner Ausgabe vom Mai 2005 (S. 32). Die gelernte Buchbinderin, die aus Nienstädt stammt, hat - so die Zeitschrift weiter - vor dem Schritt in die Selbständigkeit bereits 15 Jahre Berufserfahrung sammeln können. Sie garantiert, so weiß das Blatt zu berichten, ihren Kunden eine fachlich kompetente Beratung für stil- und geschmackvolle Einrahmungen auf handwerklich höchstem Niveau. Diese Kenntnisse haben bis heute dazu geführt, dass Galerien, Museen, Firmen und Sammler sich ihre wertvollen Bilder von Susanne Stock einrahmen lassen.
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Schaumburger im Ausland: Dr. jur. Karl-Heinz Vehling
Wenn auch das Schwergewicht Götz von Fromberg das neue Aushängeschild von Hannover 96 ist, der eigentlich starke Mann ist Dr. jur. Karl-Heinz Vehling, der - wie der Verein auf Nachfrage mitteilte -, in Stadthagen geboren und in Volksdorf/Meerbeck aufgewachsen ist (Sehr glaubhaft: mit diesem Namen muss man aus Schaumburg kommen!). Seit dem August 2005 gehört er zur Geschäftsführenden Doppelspitze im Aufsichtsrat der 96 Management GmbH von Hannover 96 und füllt außerdem noch zwei andere Post im Geschäftsführerkader der Gesellschaftsstruktur des Vereins aus. Ob es für die Schaumburger unter Vehling etwas zu lachen gibt, bleibt einstweilen offen: bei einem Testspiel mit dem Team des ewig griesgrämigen Ewald Lienen wurde der TuS Niedernwöhren jedenfalls zuletzt erst einmal mit 13:1(4:0) abgefertigt ...
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Schaumburger im Ausland: Jutta Heine
Jutta Heine, die am 16. September 2005 ihren 65. Geburtstag feierte und heute in Burglahr im Westerwald das Landhotel "Die Blaue Mühle" betreibt, kommt aus Stadthagen.
Auf den Gewinn der deutschen Meisterschaften im 200-Meter-Lauf abonniert (sie gewann den Titel 1959, 1961, 1962 und 1963, 1960 war sie Zweite, 1964 Dritte) war die Krönung ihrer Laufbahn der Gewinn der Silbermedaillen über die 200 Meter - nur Wilma Rudolph (USA) war schneller als sie - und in der 4 x 100 m-Staffel bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom. 1962 war sie Europameisterin über 200 m, Silbermedaillengewinnerin mit der 4 x 100m-Staffel und über 100 m. Im gleichen Jahr wurde sie auch Sportlerin des Jahres. Jutta startete 1961 für den DHC Hannover, danach für Hannover 96, später für den ASV Köln. Mit 1,82 m und 71 kg gehörte sie in ihrer aktiven Zeit zu Leichtgewichten.
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Schaumburger im Ausland: Bernd Ziesemer
Bernd Ziesemer, der Chefredakteur des "Handelsblatts" und aus Bückeburg stammend, war am 25. Februar 2006 zu Gast im "42. Forum Berliner Platz" - und drang vehement darauf, dass zumindest die Frage erlaubt sein müsse, ob die Kernenergie nicht künftig wieder eine größere Rolle zu spielen habe. Grünen-Ikone Renate Künast, gleichfalls Gast in der Runde, kam das bekannt vor, denn das habe - wie sie entgegnete - Ziesemer schließlich schon vor fünf Jahren gefordert. Nun muss das nicht unbedingt beunruhigen: schließlich hat Ziesemer schon vor 30 Jahren gewusst, dass Kernenergie nicht sicher ist. Damals noch zu den Häuptern des Kommunistischen Jugendverbands (KJVD) zählend, galten ihm die Erkenntnisses des Bremer Wissenschaftlers Jens Scheer (gest. 18. Juli 1994) als maßgeblich, der - realpolitischen wie realsozialistischen Ansätzen zum Trotz -, die Kernenergie als primär bedrohlich ablehnte.
So ändern sich Zeiten und Ansichten - und speziell bei Männern wohl zuweilen auch die bevorzugten Verkehrsmittel: als Ziesemer im letzten Jahr (vgl.: Handelsblatt, 16. Dezember 2005) den neuen Alfa Romeo 159 testen durfte, erinnerte er sich seines ersten fahrbaren Untersatzes: Es war ein weißer Käfer mit Schiebedach.
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So geht's nicht: Ostwestfalen lassen Prinz Alexander (ab)blitzen
Weihnachten hätte so schön sein können - für Alexander Prinz zu Schaumburg-Lippe. Am 25. Dezember wurde er schließlich 52 Jahre alt. Ganz unbeschwert waren die Feierlichkeiten freilich nicht: Für den 27. Dezember stand der Richterinnenspruch in seinem Prozess "wegen fahrlässiger Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit" vor dem Amtsgericht Bielefeld an. Amtsrichterin Sonja Poppenborgs Urteil fiel allerdings moderat aus: 2.300 Euro Geldbuße, ein Monat Fahrverbot und drei Punkte in Flensburg. Es hätte schlimmer kommen können!
131 Stundenkilometer statt der vorgeschriebenen 100 sind für einen Schaumburger nicht eben ungewöhnlich, erst recht nicht, wenn er einen Audi Q 7 sein eigen nennt. Störend ist und bleibt die Radaranlage am Bielefelder Berg, vor der Haustür des Fürstentums.
Das sieht nicht nur der Prinz so - der sicher alle Schaumburger auf seiner Seite hatte, als er seinerzeit gegen den Bußgeldbescheid der Stadt Bielefeld Widerspruch einlegte. Schließlich geht es ums Prinzip: Der Schaumburger passt eben nicht in das Raster der Straßenverkehrsordnung (Der Bielefelder Berg - eine Gefahrenquelle? Haben wir gelacht!). Und wenn sich Ostwestfalen zu Verkehrswächtern aufspielen, kann er schon mal Rot sehen. Alexanders Landsleute werden ihm sicher den Rücken stärken, wenn er jetzt gegen das Urteil Beschwerde einlegt.
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Kohle für alle: Prinz Mario-Max zu Schaumburg-Lippe kreiert "Reichtums-Serie"
Für alle, die noch darüber nachsinnen, wie sie zu den Mitteln kommen, die andere längst haben, lieferte jetzt der Schaumburger Adoptiv-Spross Mario-Max (geb. Wagner-Schöppl) eine nicht nur für Aristokraten gangbare Lösung: Er vertreibt - neben anderen gewinnbringenden Utensilien - ein "Reichtums-Elexier". Dieser "Aktivator für Reichtumsenergie" ist dem Vernehmen nach "eine Entwicklung aus dem Wissen um die tausendjährige Geschichte von ewigem Royalem [sic!] Reichtum". Mit "königlicher Reichtumskappe" als Verschluss soll der feine Sprühzerstäuber sicher stellen, dass nunmehr auch das gemeine Volk "glücklich und reich durchs Leben gehen" kann. Wie das geht, demonstrierte der Jurist, Designer und Schauspieler neulich bei AstroTV.
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Opas Welt. Der Bückeburger Bernd Ziesemer hat wieder ein Buch geschrieben
Es gibt verschiedene Methoden, mit dem eigenen Vater umzugehen: Josef Stalin entlehnte seinen Decknamen "Koba", den er als Berufsrevolutionär führte, beim Helden des Romans "Der Vatermörder" von Alexander Kasbegi und grenzte sich damit mehr als deutlich von seinem gewalttätigen Erzeuger ab. Der ehemalige Stern-Redakteur Tilman Jens erklärte die Demenz seines Vaters Walter zur "Schweige-Krankheit" (FAZ, 4. März 2008), weil dieser womöglich nicht auf die peinlichen Fragen zu seiner NSDAP-Zugehörigkeit antworten mag. Walter Kohl beschrieb in seinem autobiografischen Werk "Leben oder gelebt werden" (München, 2011) recht eindringlich seine verzweifelten Bemühungen, Zugang zum Kanzler-Vater zu finden. Sobald es um dessen Erinnerungen an Kriegserlebnisse, Ängste, Gefühle ging: Schweigen. Die Autoren von "Opa war kein Nazi. Nationalsozialismus und Holocaust im Familiengedächtnis" (Frankfurt, 2002) sprechen gar davon, dass die Aufklärung über die NS-Verbrechen und den Holocaust den paradoxen Effekt mit sich bringt, die eigenen Eltern und Großeltern zu Regimegegnern, Helfern und alltäglichen und sogar expliziten Widerständlern zu stilisieren. Jetzt kann von einer Veröffentlichung berichtet werden, die diese These zu illustrieren scheint und vielleicht Aufschluss über die, diesem Verhalten zugrunde liegenden Triebkräfte liefert.
Es ist das persönlichste Buch Bernd Ziesemers (der sich zuvor schon monografisch an großen Unternehmerpersönlichkeiten und ihnen drohenden Neidfallen versucht hat) verrät uns der Klappentext zu "Ein Gefreiter gegen Hitler. Auf der Suche nach meinem Vater" (Hamburg, 2012). Initialzündung war nach Angaben des Autors zweierlei: Die nicht gestellte Frage des eigenen, in Israel lebenden Enkels nach dem Verhalten von Ziesemers Vater Karlheinz als Soldat im 2. Weltkrieg und das Bemühen des Autors, die Militärlaufbahn des Vaters zu rekonstruieren, nachdem er von der Mutter ein 24-seitiges Manuskript des Vaters mit Lebenserinnerungen erhalten hatte. Die Übergabe des schmalen Konvoluts hat offenbar beim Autor das Interesse wieder erweckt, selbst Antworten auf Fragen zu erhalten, die noch zu Lebzeiten des Vaters, der 1978 starb, von ihm nicht gestellt wurden.
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Weiterlesen: Opas Welt. Der Bückeburger Bernd Ziesemer hat wieder ein Buch geschrieben
Frohe Kunde: Prince Schaumburg-Lippe will weltberühmte Drehbuchautorin in Monte Carlo ehelichen
Die Bückeburger trifft es letztlich nicht wirklich, wenn Prince Mario-Max zu Schaumburg-Lippe seine Vorstellungen realisiert und die "weltberühmte Drehbuchautorin" Angela Ermakova andernorts ehelicht. Gegenüber der "Gala" liess er verlauten: "Da wir uns in Monaco kennen gelernt haben, passt dieser fürstliche Platz am besten zu der Frage aller Fragen. Ich denke, am Meer der blauen Cote d’Azur, im berühmten 'Monte Carlo Beach Club', mit vielen Blumen und einem historischen Ring aus der Königsfamilie, das wäre eine stilvolle Art der Fragestellung." (Fragestellung? Ach ja.)
Man kann sich vorstellen, dass der Bückeburger Schlossherr Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe, dem man ohnehin nachsagt, dass er den österreichischen Familienableger lieber von ferne oder gar nicht sieht, die Ortswahl goutiert. Apropos Familienbande: Die sind jetzt zwischen den beiden noch enger geworden. Erst kürzlich ehelichte Mario-Max' Mutter, Dr. Gertraud-Antonia Wagner-Schöppl, Seine Hochfürstliche Durchlaucht Waldemar Prinz zu Schaumburg-Lippe. Bei den Feierlichkeiten selbstredend zugegen: Angela Ermakova nebst Spross Anna. Die neunjährige Tochter Boris Beckers will der Prince, so heisst es, nach seiner Heirat adoptieren.
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