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Name:
Brustawitzki, Abraham (Abram Chemjanowitsch; auch: Brzestowiecki; Brzostowiecki, Brustow, A.)
Geboren:
15. August 1908, Kolno
Bio:

Schriftsteller, Journalist und Übersetzer. Polnischer Nationalität. Verheiratet mit Hertha Brustawitzki. Seit September 1931 KPD, wie die Ehefrau (Parteiname Erna Frohna) politisch tätig im Bezirk Magdeburg-Anhalt. Der Magdeburger Arzt arrow Dr. med. Otto Josef Schlein unterhielt freundschaftliche Beziehungen zu Brustawitzki und seiner Familie. Arbeiten für die "Welt am Abend" und ab 1930 für die "Junge Volksbühne". Kam nach Angaben von arrow Ernst Ottwalt und arrow Emma Tromm mit einem Krankentransport des "Internationalen Bundes der Opfer des Krieges und der Arbeit" im August 1932 in die UdSSR (im September folgte die Ehefrau), Aufenthalt zunächst in einem Sanatorium. Wilhelm Florin erteilte für die KPD nachträglich die Genehmigung zum Verbleib im Land. Zunächst in Moskau, dann in Leningrad, wohnhaft Gribojedov-Kanal Haus 9 Wohnung 27. In der Länderkommission der Internationalen Vereinigung Revolutionärer Schriftsteller (IVRS), russisch: Meždunarodnoe ob’edinenie revoljucionnych pisatelej (MORP), Beiträge für die "Deutsche Zentral-Zeitung" (DZZ), Feuilletonredakteur der "Rote Zeitung", Zusammenarbeit mit arrow Richard Lengyel. arrow Hugo Huppert rechnete ihn zur Opposition der "Jungen", zu der außerdem arrow Gustav Brand, Lengyel, arrow Erich Müller(-Kamp), David Schellenberg und Emma Tromm gehört haben sollen. 1934 wurde Hertha Brustawitzki als Mitarbeiterin der DZZ entlassen. Am 21. Mai 1936 wurde Brustawitzki verhaftet und am 22. September 1936 von einer "Sonderberatung" des NKWD nach § 58(10) des Strafgesetzbuches wegen antisowjetischer Propaganda und Agitation zu 5 Jahren "Besserungsarbeitslager" verurteilt, sein weiteres Schicksal ist unbekannt. Der vom Leiter der Kaderabteilung des EKKI, Gevork Alichanov, am 31. Januar 1937 vorgelegte Bericht "Ueber die deutsche Emigration in der Sowjetunion" weist ihn als Agenten der Gestapo und des deutschen Konsulats aus. Am 28. September 1989 rehabilitiert.
Die Eltern Abraham Brustawitzkis, der Kaufmann und Pferdehändler Chemia Brzostowiecki (* 1876) und seine Ehefrau Rosa (*1875), geb. Zabielowicz, sowie der Bruder Chaim Baruch (* 1898), dessen Frau Helene (* 1898) und der Sohn David (* 1922) wurden Opfer des Holocaust. Der Bruder Motek (* 1906, auch arrow Max Brusto), Journalist und Schriftsteller, lebte zunächst in Hamburg, von 1933 bis 1942 in Paris und Nizza. Er floh über den Genfersee in die Schweiz, wo er in Auffang- und Arbeitslagern interniert wurde. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte er wieder nach Frankreich zurück.
Veröffentlichungen (unter A. Brustow):
- Zu den Gedichten von Wilhelm Tkaczyk. In: Internationale Literatur. Zentralorgan der Internationalen Vereinigung Revolutionärer Schriftsteller. Bd. 3. 1933, Nr. 1, Januar, S. 128-130
- Bertolt Brekht. Zvezda. 1935, Nr. 9, S. 144-162
- Der Dichter in der Emigration. Zu den neuen Gedichten von Johannes R. Becher. In: Der Kämpfer. Monatsschrift für Literatur und Kunst. Organ des Verbandes der Sowjetschriftsteller der ASSRdWD. Bd. 4. 1936, Nr. 1, Januar, S. 62-72, Nr. 2, Februar, S. 63-70

Web:
Literatur:

Rudolf, A. (d.i. Lengyel, Richard): Abschied von Sowjetrußland. Zürich: Schweizer Spiegel-Verl., 1936, S. 233, 244-247, 290-294, 299, 320-327, 357; Pike, David: Lukácz und Brecht. Tübingen 1986, S. 209-211, 267; Institut zur Geschichte der Arbeiterbewegung (Hrsg.): In den Fängen des NKWD. Berlin: Dietz Verl., 1991, S. 44-45, 373; Müller, Reinhard: Die Säuberung. Reinbek b. Hamburg 1991, S. 102ff., 204; Lukács, Georg, Johannes R. Becher, Friedrich Wolf u.a.: Die Säuberung. Moskau 1936: Stenogramm einer geschlossenen Parteiversammlung. Reinbek b. Hamburg: Rowohlt, 1991, S. 10, 53, 102f., 107ff., 214f., 224, 239f., 301, 334, 360ff., 367ff., 371, 375f., 379f., 384, 450f., 455, 470, 522, 525, 539; Stark, Meinhard: "Ich muß sagen, wie es war". Deutsche Frauen des GULag. Berlin: Metropol, 1999, S. 106-107; Schmidt, Werner: Lebensweg eines jüdischen Arztes aus Magdeburg. Magdeburg 2008, S. 53; Parker, Stephen: Bert Brecht. Eine Biographie. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 2018, S. 525; Weber, Hermann, Jakov Drabkin, Bernhard H. Bayerlein & Aleksandr Galkin (Hrsg.) Deutschland, Russland, Komintern. I. Überblicke, Analysen, Diskussionen. Berlin, München, Boston: de Gruyter Oldenburg, 2014. S. 296, 468, 1806; Weber, Hermann, Jakov Drabkin & Bernhard H. Bayerlein (Hrsg.): Deutschland, Russland, Komintern. II Dokumente (1918–1943). Berlin, München, Boston: de Gruyter Oldenburg, 2014. S. 1313, 1806; Recherchen von Andreas Decker (MEMORIAL Deutschland e.V.)

Hilfestellung bei der Auflösung verwendeter Abkürzungen:
arrow Verzeichnis der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

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