thumb
Name:
Huppert, Hugo, Dr.
Geboren:
5. Juni 1902, Bielitz (Bielsko-Biała, Schlesien)
Bio:

Hugo Leopold Huppert wurde 1902 in Bielitz in Schlesien (heute Bielsko-Biała, Polen) in einer Beamtenfamilie geboren. Er studierte an der Universität Wien bei Hans Kelsen und erlangte das Doktorat in Staatswissenschaften. 1925/26 studierte er Soziologie an der Sorbonne in Paris, wurde dann 1927 aus Frankreich ausgewiesen. Ab 1921 war er Mitglied der Kommunistischen Studentenfraktion (Kostufra). Nach den Juliereignissen in Wien 1927 war er kurze Zeit in Haft. In der Folge emigrierte er 1928 im Zusammenhang mit der Versetzung seiner ersten Frau, die an der sowjetischen Handelsvertretung in Wien gearbeitet hatte, nach Russland. 1930 wurde er in die VKP (b), übernommen, obwohl die KPÖ seine Überführung abgelehnt hatte, weil er "seine primitivsten Pflichten als Mitglied" in Wien nicht erfüllt habe. Von 1928 bis 1932 war Huppert Mitarbeiter der Marx-Engels-Gesamtausgabe im Marx-Engels-Institut in Moskau. Von 1933 bis 1935 studierte er Literatur am Moskauer Institut der Roten Professur. Er war auch als Übersetzer und Redakteur der Zeitschrift "Internationale Literatur" und der "Deutschen Zentral-Zeitung" (DZZ) tätig. Wegen "bösartiger Verdächtigungen" und "lügenhafter Verleumdungen" wurde Huppert am 16. Februar 1938 aus der deutschen Sektion des sowjetischen Schriftstellerverbandes ausgeschlossen. Am 12. März 1938 wurde er verhaftet. Bei den Verhören wurde er schwer gefoltert. Am 27. April 1939 wurde vom NKWD die Einstellung des Verfahrens gegen ihn beschlossen und Huppert kam am 29. April 1939 frei. Während des Krieges arbeitete Huppert als Propagandist unter österreichischen und deutschen Kriegsgefangenen und kam als Major der Roten Armee 1945 nach Wien, wo er Kulturredakteur der Österreichischen Zeitung, des Organs der sowjetischen Besatzungsmacht, wurde. 1949 wurde er - als Staatsbürger der UdSSR und Mitglied der VKP (b) - strafweise in die Sowjetunion versetzt und nach Tbilisi (Tiflis) verbannt, weil er ein Verhältnis zu einer Serbin unterhalten hatte, die als Displaced Person in Österreich lebte. Am 4. April 1956 konnte Huppert endgültig nach Wien zurückkehren und weiter als Übersetzer und Schriftsteller arbeiten. 1957 wurde er wegen seiner Haltung zum Ungarn-Aufstand aus dem österreichischen P.E.N.-Zentrum ausgeschlossen. Mitte Juni 1963 beschwerte sich Huppert bei einem sowjetischen Kulturfunktionär über die "unmarxistische" Kulturpolitik der KPÖ, wofür er Hilde Koplenig, Ernst Fischer und Franz Marek verantwortlich machte. Für seine Übersetzungen russischer Literatur erhielt er 1967 den sowjetischen Orden "Snak Potschjota". Hugo Huppert starb am 25. März 1982 in Wien.

Web:
www.doew.at/erinnern/biographien/oesterreichische-stalin-opfer-bis-1945/stalin-opfer-h/huppert-hugo
Literatur:

Dehl, Oleg: Verratene Ideale. Zur Geschichte deutscher Emigranten in der Sowjetunion in den 30er Jahren. Berlin: trafo, 2000, S. 307; Lukács, Georg, Johannes R. Becher, Friedrich Wolf u.a.: Die Säuberung. Moskau 1936: Stenogramm einer geschlossenen Parteiversammlung. Reinbek b. Hamburg: Rowohlt, 1991, S. 59-63

Hilfestellung bei der Auflösung verwendeter Abkürzungen:
arrow Verzeichnis der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

Korrekturempfehlungen oder Ergänzungen:
arrow Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.