Otto Gross an Frieda Weekley
1. Meine Geliebte, Du meine wunderbare - ich liebe Dich mit meiner ewigen Liebe und hoffenden Sehnsucht - ich lebe alle Tage mit einer stillen Erwartung Deinem Kommen entgegen. Du wirst ja wohl kommen, Frieda - - - Ich sende Dir 2 Blätter, die ich lange herumgetragen habe [1] - sie sind jetzt überholt. Du hast ja selbst so bald gefunden, was ich Dir sagen wollte - Du bist jetzt frei von der Gefahr, Dich selbst zu träumen - -
und damit ist das Aller- wichtigste gewonnen - - - Ich glaube, nun reift auch auch bald die zweite Entscheidung - ich glaube, Du wirst kommen - - Frieda, es lohnt den Kampf, sich frei zu machen, gerade heute - die Welt ist weit und tief und wunderbar in ihrem Sich-Verjüngern - - gerade heute, Frieda, gerade für Dich - - - sie lohnt es, wenn man sie vertrauend liebt - - was wiegen tausend "gute Menschen" und all' ihr Sein und Thuen
2. gegen Einen, der liebend sich dem ersten Werden des unbekannten Kommenden giebt ? Und Du und ich, wir lieben uns in dieser heimlichen und un- endlichen Liebe, in diesem schweren heissen Frühlingsrausch Voraus- geborener - - komm, Frieda, komm zu mir - ich liebe Dich, wie ich diese Zeit und ihre Zukunfts- vorzeichen liebe - - - Dein Otto
1) s. Brief 17
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