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Name:
Ceplichal, Ferdinand
Geboren:
11. April 1920, Wien
Bio:

Ferdinand Ceplichals Vater (geb. 1881 in Iglau), der ebenfalls Ferdinand hieß, wurde am 12. Februar 1934 wegen Hortens von Waffen und Munition für den Schutzbund verhaftet, zu fünf Monaten Haft verurteilt und später in das Anhaltelager Wöllersdorf eingewiesen, aus dem er im Januar 1935 krankheitshalber entlassen wurde. Der Sohn Ferdinand, der seit 1930 bei den Roten Falken war, fuhr mit der Roten Hilfe Ende März 1934 nach Bratislava, von da mit einem Kindertransport nach Prag. Dort besuchte er die Schule und wohnte vorübergehend bei Verwandten seiner Mutter, bevor er mit dem Schutzbundkindertransport am 7. August 1934 nach Russland gelangte. Bis 1936 wohnte er im Moskauer Kinderheim No. 6 und besuchte die Karl-Liebknecht-Schule. Nach dem Abschluss seiner Ausbildung zum Radiotechniker wurde Ceplichal zum Aufbau einer Radiostation im Oblast Garm in Tadschikistan abkommandiert. Im Oktober 1940 versetzte man ihn in die nicht weit entfernte, aber malariaverseuchte Siedlung Šul'mak, wo er unter widrigen Umständen (Lebensmittelknappheit) lebte. Noch 1942 wurde er von der Kominternführung als "seriöser, fähiger Genosse, der ein ausgezeichneter Organisator des Komsomol werden könnte" beschrieben. Ceplichal wurde 1944 verhaftet und zu zehn Jahren Lagerhaft verurteilt. Nach seiner Entlassung aus dem Lager im April 1954 ließ sich Ceplichal zuerst in der Stadt Krasnotur'insk im Gebiet Sverdlovsk nieder, später in der Siedlung Troickoe im Altaj, wo er als Röntgentechniker in einem Krankenhaus Arbeit fand. Die Eltern Ceplichals, die Mitglieder der KPÖ waren, wandten sich 1955 an Friedl Fürnberg, um den Aufenthaltsort ihres Sohnes zu erfahren und seine Rückkehr nach Österreich zu ermöglichen. Fürnberg schrieb nach Moskau, aber es dauerte noch zwei Jahre bis die Ausreisemodalitäten erledigt waren. Ende Januar 1958 konnte Ferdinand Ceplichal mit seiner deutschstämmigen Frau Maria und den Söhnen Friedrich und Albert nach Österreich ausreisen. Ing. Ferdinand Ceplichal starb 1995 in Wien, er wurde am 10. April 1995 in Wien-Inzersdorf begraben. Seitens der Militärstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation wurde 1997 seine Rehabilitierung abgelehnt, weil keine Unterlagen über den Fall gefunden wurden.

Web:
www.doew.at/erinnern/biographien/oesterreichische-stalin-opfer-bis-1945/stalin-opfer-c/ceplichal-ferdinand
Literatur:

Schafranek, Hans: Kinderheim No. 6. Österreichische und deutsche Kinder im sowjetischen Exil. Wien 1998; Rombach, Charlotte: Gelebte Solidarität. Schutzbundkinder in der Sowjetunion. Wien 2003, S. 39f.

Hilfestellung bei der Auflösung verwendeter Abkürzungen:
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