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Name:
Dattan, Otto
Geboren:
16. Februar 1875, Allstedt/Helme, Thüringen
Bio:

Sohn eines Bäckermeisters. Nach kaufmännischer Lehre und Wanderschaft übernahm Otto Dattan 1902 in Elberfeld eine Drogerie. Im gleichen Jahr Mitglied der SPD, er gehörte deren linkem Flügel an. Ostern 1916 Teilnehmer der Antikriegskonferenz der Arbeiterjugend in Jena. 1916 vom Reichsgericht wegen antimilitaristischer Propaganda zu neun Monaten Gefängnis verurteilt. Eine schwere Erkrankung verhinderte seine Einberufung zum Militär. 1918 gehörte Dattan zu den Mitbegründern des Spartakusbundes in Elberfeld und war Delegierter des Gründungsparteitages der KPD. Er wurde Mitglied der UB-Leitung Barmen-Elberfeld und der BL Niederrhein. Im Dezember 1920 Delegierter des Vereinigungsparteitages mit der USPD, 1921 auf dem VII. Parteitag in die Zentrale Revisionskommission der KPD berufen. 1922/23 redigierte er die "Rote Arbeitertribüne", eine KPD-Lokalzeitung für die Städte Elberfeld, Barmen und Hagen. Später arbeitete Dattan auch als Redakteur an der KPD-Zeitung "Freiheit" in Düsseldorf. Als Anhänger des rechten Parteiflügels wurde er 1924 in den Hintergrund gedrängt, war aber 1924 und 1930 Listenkandidat für die KPD bei den Reichstagswahlen und ab 1927 gewähltes Ratsmitglied im Barmer Stadtparlament. Von 1929 bis 1933 führte er die KPD-Fraktion in der Wuppertaler Stadtverordnetenversammlung. In der Nacht zum 1. März 1933 wurde er verhaftet und kam in das KZ Brauweiler bei Köln. Anfang Juni konnte Dattan im Rheinland untertauchen bzw. später nach Saarbrücken und nach der Saarabstimmung nach Frankreich flüchten. Im August 1935 reiste er nach Leningrad und lebte ab Herbst 1935 bei seiner emigrierten Tochter Erika. Als anerkannter Politemigrant bekam er eine Pension und arbeitete als Bibliothekar in der Öffentlichen Staatsbibliothek in Leningrad. Dort wurde Dattan am 11. Februar 1938 verhaftet, am 21. Juni 1938 erfolgte sein Ausschluss aus der KPD. Die Verurteilung zu zehn Jahren Lagerhaft hat Otto Dattan nicht überlebt. Er kam im Gefängnis ums Leben. Seine Frau Amanda (* 1878 - gest. 1963) und sein Sohn Günter (* 1906 - gest. 1979), beide Mitglied der KPD, waren während der Nazizeit in Deutschland und bemühten sich nach 1945 vergebens um Aufklärung seines Schicksals. Als eine Delegation des KPD-Parteivorstandes Wilhelm Pieck zu dessen 75. Geburtstag im Januar 1951 gratulierte, fragte ihn die KPD-Landtagsabgeordnete und Wuppertaler Stadtverordnete, Ilse Kötting, nach dem Verbleib von Otto Dattan. Pieck antwortete mit der Lüge: Dattan sei während der Blockade Leningrads durch die Wehrmacht verhungert. Seine Tochter Erika Dattan (* 29. November 1910 - gest. 23. Februar 1989), die ebenfalls 1938 verhaftet und wegen "Spionage" zu fünf Jahren Lagerhaft verurteilt wurde, durfte im April 1955 in die DDR. Sie hatte sich bereits in der Sowjetunion um die eigene sowie des Vaters Rehabilitierung bemüht. Vom Obersten Gericht der UdSSR wurde Otto Dattan im Jahre 1961 posthum rehabilitiert, sein genaues Todesdatum war bis heute nicht zu ermitteln.

Web:
Literatur:

Weber, Hermann: "Weiße Flecken" in der Geschichte. Die KPD-Opfer der Stalinschen Säuberungen und ihre Rehabilitierung. Berlin: LinksDruck, 1990, S. 82, 336-337; Institut zur Geschichte der Arbeiterbewegung (Hrsg.): In den Fängen des NKWD. Berlin: Dietz Verl., 1991, S. 16; Dehl, Oleg: Verratene Ideale. Zur Geschichte deutscher Emigranten in der Sowjetunion in den 30er Jahren. Berlin: trafo, 2000, S. 234

Hilfestellung bei der Auflösung verwendeter Abkürzungen:
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