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Name:
Vogeler, Heinrich
Geboren:
12. Dezember 1872, Bremen
Bio:
Sohn eines Kaufmanns und Eisenwarengroßhändlers. Er sollte eine kaufmännische Lehre beginnen, erkrankte schwer und durfte von 1890 bis 1895 seinem Wunsch entsprechend an der Kunstakademie Düsseldorf studieren. Danach gehörte er zum Künstler-Verein Worpswede, dort erwarb er den Barkenhoff, den er bis 1914 zu einem kulturellen Zentrum ausbaute, als Mittelpunkt wirkten zunächst u. a. Rainer Maria Rilke, Paula Becker und Otto Moderson sowie Martha Schröder (* 1879 - gest. 1961), die er 1901 heiratete. Vogeler wurde ab 1901 einer der bedeutendsten Künstler des Jugendstils. 1914 meldete er sich als Kriegsfreiwilliger, war als Beobachter eingesetzt, wandelte sich aber 1917 zum Kriegsgegner. Beim Fronturlaub 1918 richtete er einen Appell für den Frieden an den Kaiser und wurde daraufhin in eine Irrenanstalt eingewiesen. Er kam 1918 in den Arbeiter- und Soldatenrat Osterholz, veränderte dann den Barkenhoff in eine Arbeitskommune mit Arbeitsschule. Kurzfristig bis Februar 1920 in der KPD, eng mit Franz Pfemfert verbunden, an dessen Zeitschrift \"Aktion\" er mitarbeitete. Dann 1920 in der KAPD und der syndikalistischen AAU aktiv, wandte sich vom Jugendstil der modernen Kunst zu und verfaßte Bücher, u. a. \"Die Freiheit der Liebe in der kommunistischen Gesellschaft\". Im September 1919 gehörte er zu den Begründern des \"Bundes für proletarische Kultur\" (der schon 1921 auseinanderbrach) und engagierte sich für den \"Proletkult\". In dieser frühen kommunistischen Kulturorganisation waren Kommunisten, ebenso Anarchisten und Syndikalisten aktiv, neben Vogeler wirkten radikalkommunistische Künstler (die in der späteren KPD keine Rolle spielten, deshalb im Handbuch nicht erfaßt sind), beispielsweise Hermann Schüller (* 1893 - gest. 1948), der mit Erwin Piscator (* 1893 - gest. 1966) auch das \"Proletarische Theater\" in Berlin organisierte. Im Bund für proletarische Kultur waren Arthur Holitscher (* 1869 - gest. 1941), Max Barthel (* 1893 - gest. 1975), Ludwig Rubiner (*1882 - gest. 1920, vgl. auch Frida Rubiner). Vogeler war zugleich verbunden mit Oskar Kanehl, Max Hermann-Neiße (* 1886 - gest. 1941), Franz W. Seiwert und vielen anderen, die bald mit dem Parteikommunismus brachen, ebenso mit Eduard Fuchs, Adam Scharrer und Franz Jung. Im Sommer 1920 hatte sich Martha Vogeler von ihm getrennt und lebte mit Ludwig Bäumer zusammen. 1923 reiste Vogeler mit seiner späteren Frau Sonja Marchlewskaja (* 1898 - gest. 1983), der Tochter von Julian Marchlewski, erstmals in die Sowjetunion, und schloss sich 1924 wieder der KPD an. Den Barkenhoff, den er mit seinen berühmten und umstrittenen Fresken geschmückt hatte, überließ er der Roten Hilfe als Kinderheim. Inzwischen ein berühmter Künstler, gehörte Vogeler 1928 zu den Gründern der \"Assoziation Revolutionärer Bildender Künstler\". Die ultralinke Wende der KPD 1929 führte in allen kommunistischen Nebenorganisationen zu Ausschlüssen, besonders in der Roten Hilfe, zu der Vogeler in engster Beziehung stand. Seine Mitstreiter, etwa Eduard Fuchs oder der Generalsekretär der RHD Jakob Schloer verloren ihre Funktionen, wurden aus der Partei entfernt und gingen zur KPO. Da sich Vogeler mit den Altkommunisten der KPO solidarisierte, wurde auch er 1929 aus der KPD ausgeschlossen und wie üblich beschimpft. Er hielt zwar enge Verbindung zur KPO, war aber politisch nicht mehr organisiert. Im Sommer 1931 übersiedelte Vogeler ganz in die Sowjetunion, dort künstlerisch tätig, unternahm er in der UdSSR viele ausgedehnte Reisen und erlebte Ausstellungen seiner Werke, etwa der umstrittenen Komplexbilder. Nach 1933 engagierte er sich politisch gegen die NS-Diktatur in Deutschland. Während der stalinistischen Säuberungen zwar nicht verhaftet, überlebte aber verarmt. Im Herbst 1941 wurde Vogeler nach Kasachstan evakuiert, litt in dieser Verbannung, bereits todkrank, unter schrecklichen Entbehrungen. Erst im Mai 1942 wurde er ins \"Hospital\" des Kolchos \"Budjonny\" eingeliefert, wo Heinrich Vogeler am 14. Juni 1942 starb. Inzwischen gibt es über ihn und sein Werk eine vielfältige Literatur. Seine Tochter Marie Luise (Mieke) (* 23. Dezember 1901 - gest. 21. September 1945) war die Frau von Gustav Regler. Der Sohn Jan Vogeler (* 9. Oktober 1923 in Moskau), aus der Ehe mit Sonja Marchlewskaja, kam auf die Komintern-Schule, war im Zweiten Weltkrieg Soldat der Roten Armee, danach Philosophie-Professor an der Lomonossow-Universität in Moskau, übersiedelte später nach Deutschland. Jan Vogeler starb am 23. Januar 2005 in Worpswede.
Web:
www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/wer-war-wer-in-der-ddr-%2363%3B-1424.html?ID=5336
Literatur:
Hilda Vitzthum, Mit der Wurzel ausrotten. Erinnerungen einer ehemaligen Kommunistin. Mit einem Vorwort von Michael Voslensky, hrsg. vom Forschungsinstitut für sowjetische Gegenwart, München 1984. 240 S.

Hilfestellung bei der Auflösung verwendeter Abkürzungen:
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