Es ist wohl vor allem das Verdienst der Initiativgruppe „Stolpersteine in Obernkirchen“, dass in der Bergstadt am 1. Oktober 2016 eine weitere Verlegung von Gedenksteinen stattgefunden hat, die an das Schicksal von Familien jüdischer Herkunft erinnern, die dem nationalsozialistischen Terrorregime zum Opfer fielen.

Die Familie des Kaufmanns Bendix (Benno) Stern wohnte in Obernkirchens Neumarktstraße. Vor der heutigen Nummer 23 wurden für den Haushaltsvorstand, seine Ehefrau Lucie und die Tochter Hannelore Stolpersteine verlegt. Die Familie wurde Ende 1939 zwangsweise in das so genannte Judenhaus in der Strullstraße einquartiert und von dort 1942 nach Theresienstadt deportiert. Nur die Tochter Hannelore überlebte.

Weitere Stolpersteine erinnern an die Eheleute Jakob und Rosa Steinberg, geborene Stern, die mit Rosa Steinbergs Bruder Benno in einem Haus wohnten. Auch sie wurden ins Judenhaus eingewiesen, in dem Jakob Steinberg 1942 starb. Rosa Stern wurde wie ihr Bruder deportiert und kam wahrscheinlich im Warschauer Ghetto zu Tode.

Helene Düring, geborene Stern, wohnte an der Langen Straße, heute Nummer 26. Sie war die Tante von Benno Stern und Rosa Steinberg. Sie hatte zwei Kinder, die vor den Nazis in die USA geflohen waren. Helene wurde im Januar 1940 zwangsweise ins Judenhaus einquartiert. Dort verstarb sie noch im selben Jahr.

An Betty Adler, die im Mai 1939 aus Deutschland nach Neuseeland entkommen konnte, erinnert ein Stolperstein in der Langen Straße 19.

Der Kaufmann Philipp Adler wohnte im elterlichen Haus Lange Straße 7, heute Nummer 9. Das Haus war von seinem Vater, Samuel Philipp Adler, Ende des 19. Jahrhunderts als ein modernes Geschäfts- und Wohngebäude erbaut worden. 1939 floh er mit seiner Ehefrau und der zehnjährigen Tochter Ruth nach Neuseeland.

Der Pferdehändler Moritz Schönfeld, seine Ehefrau Recha und die Kinder Alfred, Erna und Irmgard wohnten in der Rintelner Straße, heute Nummer 14. 1940 floh das Ehepaar nach Argentinien, wo die Kinder schon vorher Schutz gesucht hatten.

An Frommet Lion, die Mutter von Elias und Leopold Lion, die in Obernkirchens Friedrich-Ebert-Straße, damals Adolf Hitler-Straße, ein Textilgeschäft betrieben, erinnert ein Stolperstein vor dem Haus Nummer 9. Trotz ihrer Pflegebedürftigkeit wurde sie zum Zwecke der Deportation aus ihrem Haus vertrieben und im Judenhaus einquartiert. Dort verstarb sie im Mai 1942.

An Fanny Philippsohn, die im März 1940 in die USA fliehen konnte, erinnert ein Stolperstein an der Schluke 5.

Die Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig, der auch die Verlegung in Obernkirchen eigenhändig vornahm, finden sich inzwischen in mehr als 1.000 Orten Deutschlands und zwanzig Ländern Europas.

Weitere Informationen: www.stolpersteine-obernkirchen.de/