thumb
Name:
Unger, Otto (auch: Bork)
Geboren:
5. September 1893, Böllberg/Krs. Halle
Bio:

Sohn des Tischlers Traugott Unger; lernte auch Tischler und besuchte die Tischlerfachschule in Leipzig. Mitglied im Leipziger Jugendbildungsverein, war er bald 2., dann 1. Vorsitzender. Seit 1911 Mitglied der SPD, dem Holzarbeiterverband war er bereits zwei Jahre vorher beigetreten. 1912 Wanderschaft durch ganz Deutschland, danach in Stuttgart aktiv in der Jugendarbeit, er schloss sich den Stuttgarter Linken um Edwin Hoernle, Clara Zetkin und Friedrich Westmeyer an. Er musste im September 1914 zum Militär und im November an die Front nach Frankreich, blieb mit geringen Unterbrechungen durch Verwundung und Krankheit bis Kriegsende Soldat. Als Anhänger der Spartakusgruppe seit 1917 Mitglied der USPD, er lebte 1918/19 in Leipzig. Seit März 1919 Mitglied der KPD, vor allem in der Jugendarbeit aktiv. Er gehörte der BL der FSJ Leipzig an, kam im Herbst 1920 nach Berlin, wurde Geschäftsführer des Verlags "Junge Garde", des Organs der kommunistischen Jugend. Seit Dezember 1920 Mitglied des ZK der Kommunistischen Jugend Deutschlands (KJD), u. a. für die Schulung der KJD verantwortlich, nun unter dem Parteinamen Bork. Im April 1921 Delegierter des 2. Kongresses der KJI in Moskau, dort in das EK gewählt und zum Sekretär berufen, gleichzeitig war er Vertreter der KJI bei der Komintern. Auf dem V. Weltkongress der Komintern im Juli 1924 referierte Unger über Jugendfragen, schied aber im gleichen Jahr aus seinen Funktionen aus. Dann studierte er bis 1925 an der KUNMS, kam im Herbst 1925 als Referent in die Orgabteilung der Komintern. Er war auch schriftstellerisch tätig, schrieb Gedichte und Broschüren, von ihm stammt z. B. der Beitrag über die Kommunistische Jugendinternationale im "Jahrbuch für Wirtschaft, Politik und Arbeiterbewegung" 1923/24. Im Frühjahr 1926 kehrte Unger nach Deutschland zurück und wurde als Instrukteur des ZK in den Bezirken Wasserkante, Nordwest und Niedersachsen eingesetzt. Auf Vorschlag Ernst Thälmanns im Herbst 1926 zum Orgleiter der BL Wasserkante gewählt und nach Reorganisation des Bezirks Agitpropsekretär. Er gehörte zu den Versöhnlern und wurde während der Auseinandersetzungen im Herbst 1928 nach der Wittorf-Affäre aus seiner Funktion entlassen. Von Hamburg nach Berlin übergesiedelt, trennte sich Unger 1930 von den Versöhnlern, war zunächst Parteifunktionär in Wilmersdorf und Wedding. Anschließend im AM-Apparat der KPD tätig ("Spezialarbeit" unter der Berliner Schutzpolizei). Ende 1931 übertrug ihm das ZK die Leitung des Zeitungsverlages "Die Nachrichten". Ab Frühjahr 1932 Prokurist der Verlagszentrale AG, der Dachgesellschaft sämtlicher Zeitungsverlage der KPD, er begann Anfang 1933 in Zusammenarbeit mit Willy Reimers den illegalen Literatur- und Zeitungsvertrieb aufzubauen. Durch Verrat am 12. April 1933 festgenommen, mißhandelt und ins KZ eingeliefert. Ende Oktober 1933 entlassen, emigrierte Unger Anfang 1934 in die Sowjetunion und kam in die Moskauer VAA. Vom NKWD im November 1937 verhaftet und am 19. März 1938 durch das Militärkollegium des Obersten Gerichts der UdSSR zum Tode verurteilt, wurde Otto Unger noch am selben Tag erschossen. Seine Frau Rosi, geborene Rosenbaum (* 22. Januar 1905 - gest. 20. November 1997), war Stenotypistin, trat 1918 der FSJ und 1919 der KPD bei. Zunächst in Hamburg und Bremen, kam sie 1923 nach Moskau, als Stenografin in der deutschen Sektion der Komintern tätig. Heirat mit Otto Unger, mit ihm nach Hamburg zurück, arbeitete sie in der Frauenabteilung der BL Wasserkante. 1934 Emigration in die Sowjetunion, Redakteurin bei der DZZ. Nach Verhaftung Otto Ungers entlassen, Deutschlehrerin an einer Moskauer Mittelschule. Nach Kriegsbeginn verhaftet und bis 1955 in Kasachstan, dann Lehrerin in Moskau. Im Frühjahr 1977 kam sie in die DDR, kehrte jedoch im Herbst 1977 wieder zu ihren Söhnen nach Moskau zurück.

Web:
www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/wer-war-wer-in-der-ddr-%2363%3B-1424.html?ID=5325
Tod:

Am 19. März 1938 durch das Militärkollegium des Obersten Gerichts der UdSSR zum Tode verurteilt, wurde Otto Unger noch am selben Tag erschossen.

Literatur:

Institut zur Geschichte der Arbeiterbewegung (Hrsg.): In den Fängen des NKWD. Berlin: Dietz Verl., 1991, S. 242-243; Lukács, Georg, Johannes R. Becher, Friedrich Wolf u.a.: Die Säuberung. Moskau 1936: Stenogramm einer geschlossenen Parteiversammlung. Reinbek b. Hamburg: Rowohlt, 1991, S. 238