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Name:
Nebenführ, Karl (auch: Kreider, Richard; Schmidt, K. K.)
Geboren:
29. Juni 1900, Böhmisch-Trübau
Bio:

Karl Nebenführ wurde 1900 in Böhmisch-Trübau (Ceská Trebová), nach anderen Angaben in Mährisch-Trübau (Moravská Trebová) oder in Wien, geboren. Wahrscheinlich bald darauf übersiedelte die Familie nach Wien, wo Karl Nebenführs Vater Karl Nebenführ sen. als Huf- und Wagenschmied in der Ankerbrot-Fabrik Arbeit fand. Bei den Roten Falken wurde Karl Nebenführ jun. politisiert, die rasche politische Entwicklung gegen Kriegsende führte ihn zur am 3. November 1918 gegründeten KPÖ (damals noch Kommunistische Partei Deutsch-Österreichs - KPDÖ). Nebenführ machte eine Lehre als Dreher, trat dann in die Volkswehr ein. Er wurde in den Soldatenrat gewählt und 1920 Sekretär der Soldatengruppe der KPÖ in der Volkswehr. Er publizierte im "Roten Soldaten" und war mit Egon Erwin Kisch befreundet. Am 3. Weltkongress der Komintern 1921 nahm Nebenführ als Delegierter teil. Bereits ab 1922 bis zu seinem Ausschluss aus der Partei am 8. Januar 1939 als Feind des Volkes war Karl Nebenführ Mitglied der VKP (b). Ebenfalls ab 1922 war Nebenführ als Mitarbeiter des militärischen Nachrichtendienstes GRU (Hauptverwaltung für Aufklärung des Stabes der Arbeiter- und Bauernarmee) tätig. Sein erster Einsatz war in Deutschland, wo er in der Folge von Januar 1923 bis April 1924 in Haft war. 1925/26 hielt er sich in Geheimdienstangelegenheiten in England auf, dann in Wien. 1927-1929 war er als Agent des militärischen Geheimdiensts GRU in Rumänien, anschließend wieder in Wien, später in der Türkei, wo er 1932 verhaftet und ausgewiesen wurde. Vom September 1933 bis zu seiner Abberufung im Mai 1935 war Nebenführ unter dem Namen K. K. Schmidt (sein Deckname in der Partei war sonst Richard Kreider) Dozent an der Internationalen Leninschule. Ab dem Frühsommer 1934 war er Führungsoffizier von Ruth von Mayenburg, der Frau von Ernst Fischer, bei ihren Einsätzen im "Dritten Reich". Nebenführ hielt sich in der Folge meist in Westeuropa auf, vor allem in Prag, in der Schweiz und in Paris. Wahrscheinlich war er auch an Einsätzen im Zusammenhang mit dem Spanischen Bürgerkrieg beteiligt, dazu gibt es jedoch keine Dokumente. 1937 wurde ihm der Lenin-Orden verliehen, aus diesem Anlass wurde er nach Moskau zurückberufen. Im Oktober 1937 kehrte Nebenführ mit seiner Familie - seiner aus Berlin stammenden Frau Erna Wengels (Deckname Anna Herles), die er auf dem 3. Weltkongress der Komintern 1921 kennengelernt hatte, und dem gemeinsamen Sohn Ulrich, der 1927 in Wien geboren wurde - per Schiff über Odessa nach Moskau zurück. Am 9. Januar 1938 wurde Karl Nebenführ, der damals den Rang eines Bataillonskommissars bekleidete, verhaftet. Er wurde der Spionage angeklagt, offiziell am 31. März 1939 zum Tode verurteilt und am gleichen Tag erschossen. Erst 1956 erfuhr Ulrich Nebenführ vom wirklichen Schicksal seines Vaters - er war infolge der Misshandlungen an inneren Verletzungen gestorben.

Web:
www.doew.at/erinnern/biographien/oesterreichische-stalin-opfer-bis-1945/stalin-opfer-n/nebenfuehr-karl
Literatur:

Köstenberger, Julia: Kaderschmiede des Stalinismus. Wien: LIT Verl., 2016, S. 103, 450, 489

Hilfestellung bei der Auflösung verwendeter Abkürzungen:
arrow Verzeichnis der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

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